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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2010 DE

119 Bildungsbericht Schweiz | 2010 Sekundarstufe II Zwischenlösungen Private und staatliche Kosten Auch wenn die meisten Zwischenlösungen die Jugendlichen und ihre Eltern nichts kosten, entstehen dadurch doch Opportunitätskosten in Form von Zeit. Zwischenlösungen verlängern die Zeit, bis es zu einem Abschluss auf der Sekundarstufe II oder der Tertiärstufe und somit auch zum endgültigen Arbeitsmarkteintritt kommt. Die privaten monetären Kosten einer Zwi- schenlösung entsprechen somit dem Salärausfall im Lebenseinkommen, welcher durch die Verzögerung entsteht. Es muss sich auch für die Jugend- lichen die Frage stellen, ob sich der verzögerte Eintritt in eine zertifizierende Ausbildung auf der Sekundarstufe II wirklich lohnt, wenn dieser sich ver- meiden liesse. Vorteile, die sich durch Zwischenlösungen ergeben, können eine bessere Passung auf die nachher ergriffene Ausbildung sein und somit eine Verringerung des Risikos eines Dropouts, eine Verringerung der Wahr- scheinlichkeit, dass es bspw. zu Lehrberufswechseln kommt, oder auch die Erhöhung der Wahrscheinlichkeit, dass eine tertiäre Ausbildung abgeschlos- sen werden kann. Den hohen privaten Kosten von Zwischenlösungen ste- hen durchaus potenziell hohe Erträge gegenüber, aber mangels Daten und entsprechender Forschungsarbeiten ist nicht sicher, ob die Entscheidungen der Eltern und Jugendlichen immer optimal sind. Für den Staat stellt sich die Frage nach der Effizienz der Zwischenlösun- gen ebenso. Massnahmen, die Zwischenlösungen vermeiden helfen, bspw. wenn schon in der obligatorischen Schulzeit mit Beratungsangeboten, Men- toring oder Coaching vorgesorgt wird, lassen sich angesichts der hohen fis- kalischen und sozialen Kosten der Zwischenlösungen in der Regel wohl immer rechtfertigen. Mit anderen Worten: Es lohnt sich, in das optimale Funktionieren der Sekundarstufe I zu investieren, um die weniger effizien- ten Massnahmen der Zwischenlösungen zu vermeiden. Ausgaben für Motivationssemester Die Motivationssemester werden von den kantonalen Arbeitsämtern orga- nisiert, die Rahmenbedingungen werden durch das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) definiert, und finanziert werden sie von der Arbeitslo- senversicherung. Im Jahr 2007 haben insgesamt 7500 Personen ein solches Motivationssemester absolviert. Die Motivationssemester sind als Reaktion auf die zunehmende Anzahl junger Arbeitsloser enstanden. Sie sind auch Beschäftigungsmassnahmen für arbeitslos gemeldete Schulabgängerinnen und -abgänger, die nach Abschluss der obligatorischen Schule einen Aus- bildungsplatz suchen. Die Arbeitslosenversicherung bezahlt die Durchfüh- rung von Motivationssemestern, und die Teilnehmenden haben Anspruch auf einen monatlichen Lohn (Fr. 450.–). Damit unterscheiden sich die Moti- vationssemester von den meisten andern Zwischenlösungen, bei denen die Jugendlichen keine Entschädigung erhalten. Trotz sinkender Jugend- arbeitslosigkeit in den letzten Jahren sind jedoch die Ausgaben für Motiva- tionssemester kontinuierlich angestiegen ( Grafik 78). Seit 2000 haben sich die Kosten für die Motivationssemester verdreifacht, während sich die Anzahl der Teilnehmen- den nur ein bisschen mehr als verdoppelt hat, von 3300 im Jahr 2000 auf 7500 im Jahr 2007 ( Grafik 78). Während von 2000 bis 2004 der Anstieg der Kosten für die Motivationssemester mit einem Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit begründet werden konnte, gilt das seit dem Jahr 2004 nicht mehr. Der Grund dafür könnte sein, dass die Anzahl arbeitsloser Jugendlicher zwar zurückging, jedoch diejenigen Jugendlichen, die arbeitslos sind, als Härtefälle gelten und dadurch mehr Ressourcen zur Integration benötigen. 78 Kosten der Motivationssemester und Jugendarbeitslosigkeit Daten: Seco Werte von 2000 = 100 Jugendarbeitslosigkeit Kosten der Motivationssemester