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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2010 DE

skbf | csre Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung 124 Institutionen Gymnasium denn das OECD-Ländermittel beträgt 60%. Von den Nachbarländern wei- sen mit Ausnahme Österreichs (17%) alle höhere Quoten aus, Deutschland 40% und Frankreich 51%, aber nur Italien hat mit 76% eine überdurchschnitt- liche hohe Quote. Auch mit der für 2017 prognostizierten Maturitätsquote von 35–38% bleibt die Schweiz in diesem Vergleich unter dem Durchschnitt. Bei diesen internationalen Vergleichen muss jedoch berücksichtigt werden, dass sich der Charakter eines Maturitätsabschlusses von Land zu Land sehr stark unterscheidet. In den meisten Ländern mit sehr hohen Quo- ten handelt es sich bei den Maturitäten um den einzigen allgemeinbilden- den Abschluss auf der Sekundarstufe II, in der Regel sogar um die einzige mögliche Ausbildung auf der Sekundarstufe II, da berufsbildende Optionen schwach entwickelt und unattraktiv sind. Als Maturitäten werden diese allgemeinbildenden Abschlüsse bezeichnet, weil sie theoretisch den Zugang zum tertiären Bildungswesen ermöglichen. In der Praxis sieht die Situation aber in den meisten Ländern anders aus ( Grafik 81). Neben der Tatsache, dass die Schweiz auch bezüglich des universellen und prüfungsfreien Zu- gangs zum Hochschulstudium eine Ausnahme im internationalen Vergleich darstellt, sind auch die Erfolgschancen im universitären Studium nicht in allen Ländern gleich. Die Quote in der Schweiz lässt sich somit aus einer mit Blick auf das Hochschulstudium gemachten Selektion beim Eintritt in die Gymnasien erklären, während die meisten anderen industrialisierten Länder die Selektion aus einem grösseren Pool an potenziellen Studierenden zum Zeitpunkt des Studieneintritts vornehmen. Institutionen Mit dem Maturitätsjahrgang 2003 wurde die Einführung des Maturitätsan- erkennungsreglements 1995 (MAR 95) in allen Kantonen und an allen Schu- len abgeschlossen. Mit dem MAR 95 erhielten die Schülerinnen und Schüler mehr Wahlmöglichkeiten und damit ein individualisiertes Bildungsprofil. Neun Maturitätsfächer setzen sich aus sieben vorgegebenen Grundlagen- fächern, einem wählbaren Schwerpunktfach und einem wählbaren Ergän- zungsfach zusammen. Dazu kommt eine Maturitätsarbeit mit wählbarer Thematik. Die Zeitanteile der Grundlagenfächer betragen 30–40% für Spra- chen, 20–30% für Mathematik und Naturwissenschaften (ab 2008 25–35 %), 10–20% für Geistes- und Sozialwissenschaften sowie 5–10% für Kunst. Für die Bereiche Schwerpunktfach, Ergänzungsfach und Maturitätsarbeit be- trägt der Zeitanteil insgesamt 15–25% (Art. 11 des MAR-95-Reglementes). Mit dem Schuljahr 2008/09 trat eine Teilrevision in Kraft, welche die na- turwissenschaftlichen Fächer und die Maturitätsarbeit aufgewertet hat. Bio- logie, Physik und Chemie bzw. Geografie und Geschichte werden als Einzel- fächer geführt und benotet, Informatik wird als Ergänzungsfach angeboten. Die Note für die Maturitätsarbeit zählt neu auch für das Bestehen der Matura. Mit dieser Teilrevision wurden Einwände bezüglich einer Unterbewertung der naturwissenschaftlichen Fächer sowie der Maturitätsarbeit berücksich- tigt (Oelkers 2008). 81 Hochschulabschlüsse im Verhältnis zu den Studienberechtigten, 2006 Daten: OECD % % % % % % % Der Umstand, dass das Verhältnis zwischen den Quoten der Studienberechtigten (26% in der Schweiz) und der tertiären Abschlussquote (29,8%) über 100% liegt, liegt an zeitlichen Inkongruenzen zwischen den beiden Quoten, der Schwierigkeit, die entsprechenden Quoten genau zu berechnen, und dem Anteil an ausländischen Studierenden in der Schweiz. Deutlich wird trotzdem, dass die Maturität in der Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern am ehesten den Charakter eines Hochschulzugangsdiploms hat. In den anderen Ländern liegt die Vergleichszahl in der Regel unter 50%, d.h. im Durchschnitt schliesst nur jede(r) Zweite mit einer Maturität auch ein Hochschulstudium ab.