131 Bildungsbericht Schweiz | 2010 Gymnasium Effizienz / Kosten Stark rückläufig sind hingegen insbesondere bei den Männern die Sofort- übertritte nach der Maturität. Die Gründe dafür sind vielfältig. Der Militär- dienst kann vermehrt mit den Bologna-Studienplänen zeitlich nicht mehr vereinbart werden. Die Vorverschiebung des Studienbeginns wie auch die Verkürzung der gymnasialen Ausbildungszeit und die Verschiebung der Maturitätsprüfung vom Frühling in den Sommer lassen weniger Zeit zwischen Maturitätsabschluss und Studienbeginn. Laut NW-EDK-Projekt «Benchmarking» wurde 2007 von 71% der männlichen Maturanden aus sechs Kantonen (58% der Maturandinnen und Maturanden) ein Zwischenjahr ein- geschaltet (NW EDK 2008). Dafür wurden die folgenden Gründe genannt (Mehrfachnennungen möglich): 48% Militär, 14% Praktikum, 28% Reisen, 20% Sprachen lernen, 47% Jobben/Geld verdienen, 3% Arbeit im Beruf, 8% sonstiges (NW EDK 2008). Die geringere Übertrittsquote der Frauen lässt sich praktisch vollständig durch den Umstand erklären, dass Frauen häufiger in nicht-universitäre Ausbildungen für Lehr-, Gesundheits- und Sozialberu- fe an pädagogischen Hochschulen und Fachhochschulen eintreten. Effizienz / Kosten Die Beurteilung der Effizienz der Gymnasialbildung ist wie bei allen Bil- dungsstufen aus verschiedenen Gründen schwierig. Drei Probleme stechen im Bereich der Gymnasien besonders hervor. Die Quoten der Übertritte an die Hochschulen liessen sich als Mass der Effektivität nur herbeiziehen, falls die Unterschiede zwischen den Kantonen, Gymnasien und Bildungsprofi- len kausale Folgen unterschiedlicher Investitionen darstellten. Dies ist allein deshalb meist nicht gegeben, weil die Selbstselektion der Schülerinnen und Schüler in die einzelnen Bildungsprofile und allenfalls Gymnasien zu un- terschiedlichen Voraussetzungen für die Leistungsfähigkeit der einzelnen Schulen führt. Weiter ist bei den übrigen Kriterien der Effektivität sowohl der direkte wie auch der zeitlich kausale Zusammenhang mit einzelnen In- putgrössen schwer herzustellen. Schliesslich fehlen sowohl in den Input- grössen wie in den Bildungsprozessen Referenzgrössen und experimentel- le Variationen, die Beurteilungen von Input-Output-Relationen zulassen würden. Die experimentellen Variationen im Unterschied zu natürlichen Variationen in den Inputs und den Bildungsprozessen sind deshalb zur Be- urteilung der Effektivität und somit auch der Effizienz meistens notwendig, weil nur erstere in einem kontrollierten und somit für die zu vergleichen- den Schulen/Kantone vergleichbaren Umfeld beobachtet werden kann. Bei natürlichen Variationen sind meistens noch viele andere Parameter, die für die Beurteilung der Effektivität/Effizienz entscheidend sind, unterschied- lich (und nicht beobachtbar). Variationen ohne experimentelles Eingreifen sind deshalb in der Regel nur unter zu grossen Einschränkungen aussage- kräftig.