133 Bildungsbericht Schweiz | 2010 Gymnasium Effizienz / Kosten guten Löhnen, doch unterscheiden sich die jährlichen Kosten beträchtlich und sind im Falle von Solothurn sogar unterdurchschnittlich. Der einzige Faktor mit einem messbaren Zusammenhang mit den Ausgaben ist die Zahl der Lektionen pro Jahr. Drei Kantone der Vierergruppe mit den höchsten Ausgaben (AI, SG, SH) weisen auch die meisten Jahreslektionen (je über 1420) bei einem Durchschnitt von 1328 Jahreslektionen auf ( Grafik 87). Laufbahnbrüche als Effizienzmass am Beispiel des Kantons Waadt Repetitionen von Schuljahren und vorzeitiges Ausscheiden aus einer Bil- dungseinrichtung sind Massnahmen, die versuchen, die mangelnde Passung zwischen den Leistungen von Schülerinnen und Schülern und den Anforde- rungen der besuchten Bildungseinrichtung zu korrigieren. Trotzdem müs- sen sie in Bezug auf das Effizienzkriterium als suboptimale Entscheide be- zeichnet werden, da sie in der Regel mit grossen sozialen, fiskalischen und individuellen Kosten verbunden sind. Mit anderen Worten: Es wäre effi- zienter, über die Selektion von Schülerinnen und Schülern und die adäquate Förderung während der Schulzeit solche Folgen zu verhindern. Eine Untersuchung des Bildungsverlaufs der Waadtländer Gymnasiasten und Gymnasiastinnen von 1995 bis 2005 wird in den Zusammenhang mit neuen Promotionsregelungen gebracht (Stocker 2006), die ein interessantes Effizienzproblem ergaben. In der Waadt treten jährlich für Schweizer Ver- hältnisse überdurchschnittliche 35–38% der Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I in den Bildungsgang für eine gymnasiale Maturität über. Über mehrere Jahre hinweg zeigt sich ( Grafik 88), dass die Zahl der nicht Promovierten und daran gekoppelt der Repetitionen im ersten Jahr des Gymnasiums deutlich höher lag als in den folgenden zwei Jahren. Ab Schul- jahr 2001/2002 wurde eine Promotionsänderung verfügt, welche die Pflicht zur doppelten Kompensation von Zeugnisnoten unter 4 abschaffte. Obwohl die Promotion damit insgesamt einfacher wurde, nahm die Zahl der Nicht- promotionen in der Folge in den ersten beiden Jahren des Gymnasiums nicht ab (aber das Gymnasium wurde leicht attraktiver, wie der Anstieg der Matu- randenquote zeigte), hingegen schnellte diese im Schlussjahr des Gymna- siums nach oben. Ob dies darauf zurückzuführen ist, dass nun vermehrt Maturandinnen und Maturanden bis ins letzte Jahr vorstiessen, die nach altem Promotionsreglement früher wegen Nichtpromotion ausgestiegen wären, oder ob nun mehr Repetenten bis zur Matura gelangten, kann auf- grund der Querschnittdaten nicht gesagt werden. Deutlich ist jedoch, dass im Schlussjahr des Gymnasiums neu ein Phänomen auftrat, das es früher an- scheinend nicht gab. Vor 2003 repetierten praktisch alle Gymnasiasten, die die Maturaprüfung nicht bestanden hatten, noch einmal ein Jahr (ob mit oder ohne Aussicht auf Bestehen, kann nicht beurteilt werden), während nach 2003 die Zahl der Repetenten deutlich unter die Zahl der Nichtpromotionen fiel. Die Lockerung der Promotionsregelungen führte augenscheinlich dazu, dass sich die Misserfolgsquote nun vor allem im letzten Jahr des Gymna- siums zeigt und zudem die Zahl derer, welche die Maturaprüfung nicht im ersten Anlauf bestehen und ohne Matura vom Gymnasium abgehen, deut- lich zunahm. Unter dem Gesichtspunkt der Effizienz ist also eine mit Sicher- heit schlechtere Situation eingetreten als vor 2003. 88 Anteile an Repetitionen und vorzeitigem Ausscheiden aus dem dreijährigen Gymnasium im Kanton Waadt, 2000/o1–2005/06 Daten: Stocker 2006 1. Schuljahr % % % % % % % % % Echec Repe 2. Schuljahr % % % % % % % % % Ech Rep 3. Schuljahr % % % % % % % % % Echec Repe vorzeitiges Ausscheiden Repetitionen