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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2010 DE

skbf | csre Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung 136 Equity Gymnasium liche Unterschiede zeigen sich auch bei den Fächern Lesen und Naturwis- senschaften, und zwar statistisch signifikant auch unter Berücksichtigung anderer Einflussfaktoren. Nun heisst dies aber noch nicht unbedingt, dass es sich bei diesen Unterschieden in jedem Fall um eine Diskriminierung von Kindern aus sozial eher benachteiligten sozio-ökonomischen Schichten handelt. Sie können auch ein Ergebnis persönlicher Neigungen, Einstellun- gen oder Erwartungshaltungen der Eltern sein. Trotzdem ist es auch für die Rekrutierungspraxis der Gymnasien erstaunlich, dass aus der Schülerpo- pulation mit überdurchschnittlichen Testleistungen, aber benachteiligtem sozialem Hintergrund nicht einmal die Hälfte ans Gymnasium geht. Kantonale Maturitätsquote und Leistungsfähigkeit Die Untersuchungen zu EVAMAR II zeigen, dass in Kantonen mit hoher Maturitätsquote die durchschnittlichen Leistungen der Jugendlichen in den getesteten Fächern signifikant tiefer liegen als in Kantonen mit niedriger Maturitätsquote (Eberle, Gehrer, Jaggi et al. 2008). Mit anderen Worten: Es ist in Kantonen mit hoher Maturitätsquote scheinbar einfacher, mit beschei- denen Leistungen eine Maturität zu erhalten, oder umgekehrt ist es mit glei- chen Leistungen nicht in allen Kantonen gleich wahrscheinlich, dass man eine Maturität erhält. Kantonale Unterschiede bei den Maturitätsquoten sind also kein Ergebnis unterschiedlicher Leistungsfähigkeit der jeweiligen Schülerpopulation. Inwiefern die in Kantonen mit hohen Maturitätsquoten somit «leichter» erreichte Maturität sich später in weniger guten Studienleis- tungen niederschlägt, kann aber aufgrund fehlender Individualdaten über Bildungsverläufe noch nicht festgestellt werden. Geschlechterverteilung an den Gymnasien Im Hinblick auf die Geschlechtergleichstellung an Gymnasien ist augen- fällig, dass die Maturitätsquote der jungen Frauen nach wie vor steigt und sich die Ungleichverteilung der Geschlechter weiter zuungunsten der Männer verschiebt. Die Maturitätsquote bei den Frauen liegt derzeit bei 22,8% und somit deutlich über derjenigen der jungen Männer mit 15,8% ( Kontext, Seite 122). Die unterschiedlichen Geschlechteranteile zeigen sich in verstärktem Ausmass, wenn man die Verteilung auf die einzelnen Schwerpunktfächer betrachtet. So werden die neuen Schwerpunktfächer «Philosophie, Pädagogik, Psychologie», «bildnerisches Gestalten» und «Mu- sik» vorwiegend von Schülerinnen gewählt. Gleichzeitig zeigen die Test- ergebnisse aus EVAMAR II, dass die Leistungen gerade in diesen Schwer- punktfächern tiefer liegen als in Schwerpunktfächern, welche mehrheitlich von Schülern gewählt werden. Inwiefern die schlechteren Leistungen in den Schwerpunktfächern mit einer weiblichen Dominanz auf die Geschlechter- zusammensetzung oder auf die Profile selbst zurückzuführen sind, lässt sich derzeit nicht sagen. Ebenso unklar ist, ob die schlechteren Leistungen in ein- zelnen Schwerpunktprofilen zu einer Beeinträchtigung der weiteren akade- mischen Karriere oder der Wahlmöglichkeiten bezüglich des Studienfachs führen. Fest steht jedoch, dass auch auf der Gymnasialstufe eine beträchtli- che Segregation zwischen den Geschlechtern besteht und sie sich mit grosser Wahrscheinlichkeit auf die spätere Studienwahl auswirkt. 90 Sozio-ökonomische Herkunft der Schüler(innen) mit sehr hohen Leistungen, die im 9. Schuljahr in einem Gymnasium sind Daten: BFS/EDK 2007, Berechnungen: SKBF Aus Gründen der Vergleichbarkeit sind nur die Daten der folgenden Kantone verwendet worden: BE-d, SG, SH, TG, VS-d, ZH. % % % % % Scie Mathe Lesen privilegiert durchschnittlich benachteiligt Lesen Mathematik Naturwissenschaften Lesebeispiel Rund 75% der Schülerinnen und Schüler mit sehr hohen Leistungen in Naturwissenschaften, die aus einem sozio-ökonomisch privilegierten Elternhaus kommen, gehen in der 9. Klasse an ein Gymnasium. Bei Schülerinnen und Schülern- gleicher Leistungsstufe, aber aus sozio- ökonomisch benachteiligtem Elternhaus sind es lediglich 38%. Die Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu besuchen, ist also sozio- ökonomisch bedingt rund um die Hälfte tiefer.