skbf | csre Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung 14 Volksschule Management Summary Volksschule Eine grosse Herausforderung im Volksschulbereich wird in den kommenden Jahren darin bestehen, eine Balance zu finden zwischen der von der Bundes- verfassung vorgegebenen Aufgabe der Harmonisierung und dem Anliegen, möglichst an lokale Gegebenheiten angepasste Angebote der obligatorischen Schule zu gestalten. Die bildungspolitischen Bemühungen zielen darauf ab, für die Pflichtschulzeit und darüber hinaus ein kohärentes Bildungssystem bereitzustellen, das zwischen allen Stufen Durchlässigkeit, Anschlussfähig- keit und Qualität garantiert. In einem föderalistischen Staat stellt dies hohe Anforderungen an Gremien und Institutionen mit Koordinationsfunktio- nen. Und diese Herausforderung betrifft nicht nur strukturelle Aspekte, sondern auch inhaltliche Projekte (Lehrplanentwicklung, Sprachenunter- richt, Qualitätsentwicklung usw.). Die grössten bildungspolitischen Herausforderungen bei der Harmoni- sierung der Strukturen des schweizerischen Bildungswesens zeigen sich bei der Frage des (Vor-)Schuleintritts, und zwar sowohl was den Beginn der obligatorischen Schulzeit als auch was die Gestaltung der Schuleingangs- phase anbelangt. Das HarmoS-Konkordat, welches eine Vereinheitlichung der Vorschule bezüglich Dauer und Obligatorium vorsieht, macht aber den Kantonen keine Vorschriften, wie diese Eingangsstufe auszusehen hat. Es bleiben verschiedene Varianten möglich, die vom klassischen Kindergarten bis zu einem integrierten Modell der Basis- oder Grundstufe reichen. Letz- teres ist in mehreren Deutschschweizer Kantonen evaluiert worden und soll vor allem den Übergang der Kinder in die Primarschule individualisieren, d.h. der Übergang von der Vorschule in die Schule soll der individuellen Entwicklung des Kindes besser angepasst werden. Die Diskussionen um den Schuleintritt werden nicht nur in der poli- tischen Arena geführt, sondern beschäftigen seit einigen Jahren auch die Forschung intensiv. Dabei stehen zwei Fragen im Vordergrund. Zum einen wird vor dem Hintergrund neuester Erkenntnisse der Entwicklungspsy- chologie und der Hirnforschung argumentiert, dass es für den Kompetenz- erwerb förderlich wäre, die frühen Jahre der Kindheit, welche für den Kom- petenzerwerb besonders fruchtbar scheinen, nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Während der frühe Kompetenzerwerb gut belegt ist, zeigen sich im weiteren Schulverlauf nun aber häufig keine oder nur geringe Vorteile für jene Kinder, deren Einschulung früher erfolgte. Unklar ist jedoch, wie sehr Strukturen, Lehrpläne und Erwartungen der späteren Schulstufen da- für verantwortlich sind. Zum anderen zeigt es sich, dass bei Kindern, die zuhause mit einer weniger förderlichen Lernumgebung konfrontiert sind, Nachteile durch einen früheren Zugang zu vorschulischen Angeboten und damit einen länger dauernden Vorschulbesuch ausgeglichen werden können. Die heute in der Schweiz schon bei Schuleintritt messbare Heterogenität der Lernleistung könnte somit verringert werden, und gleichzeitig besteht auch die Hoffnung, dass sich durch bessere Startbedingungen beim Schuleintritt spätere Probleme in der schulischen Laufbahn teilweise vermeiden lassen könnten. Derzeit können diese Startbedingungen für viele Kinder nicht ge- währleistet werden, da in der Schweiz das Angebot an kostengünstigen Plät- zen für Kinder unter vier Jahren als mangelhaft zu bezeichnen ist und im Vorschulbereich in einigen Kantonen der Deutschschweiz nur kurze, einjäh- rige Angebote ohne flächendeckende Tagesstrukturen bereitstehen. Beides