Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

SKBF-CSRE Bildungsbericht 2010 DE

skbf | csre Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung 142 Kontext Berufliche Grundbildung Kontext Die berufliche Grundbildung ist stärker als andere Teile des Bildungswesens von wirtschaftlichen Entwicklungen betroffen. Diese schlagen sich sowohl auf das Profil der angebotenen Lehrstellen als auch auf deren Zahl nieder. Aber auch die Demografie beeinflusst die berufliche Grundbildung. Die- se hat einen bestimmenden Einfluss auf den Lehrstellenüberhang oder die Lehrstellenlücke. Dies, weil sich die Zahl der angebotenen Lehrstellen pri- mär nach der wirtschaftlichen Nachfrage und in geringerem Mass nach der Zahl der potenziellen Lehrstellenbewerbenden richtet. Schliesslich wird die Berufsbildung aber auch von den Entwicklungen in den übrigen Bildungs- gängen der Sekundarstufe II und auf der tertiären Stufe beeinflusst. Eine steigende Attraktivität allgemeinbildender Alternativen auf der Sekundar- stufe II reduziert die Zahl der sich um Lehrstellen Bewerbenden, während umgekehrt die Attraktivität der berufsbildungsnahen Ausbildungstypen auf der tertiären Stufe (Fachhochschulen und höhere Berufsbildung) wie auch generell die Durchlässigkeit im tertiären Bildungswesen die Zahl der Inte- ressentinnen und Interessenten für Lehrstellen und somit auch die Ausbil- dungsbereitschaft der Betriebe positiv beeinflussen. Strukturwandel Den Einfluss des konstanten wirtschaftlichen Strukturwandels auf die Be- rufsbildung muss man getrennt nach den durch den Wandel ab- und auf- gebauten Berufs- und Branchenfeldern betrachten. Verschwinden Berufe oder sinkt die Nachfrage nach spezifischen Berufen, schlägt sich dies in der Regel schnell und deutlich in der Nachfrage nach Lernenden in diesen Be- rufen nieder (s. bspw. Schweri & Müller 2008). Dies ist ein positiver Befund, verhindert doch diese Reaktion auf der Seite der Wirtschaft, dass zu viele Jugendliche sich in Berufen ausbilden lassen, deren Qualifikationen nicht mehr gefragt sind. Entstehen hingegen neue Berufe, braucht die Berufsbil- dung Zeit, um auf der Seite der Berufsverbände und der Berufsverordnun- gen entsprechende Angebote zu schaffen. Die zeitliche Verzögerung ist nicht grundsätzlich negativ zu beurteilen. Einerseits deshalb, weil es in neuen Be- reichen jeweils schwierig ist, den quantitativen und qualitativen Bedarf rich- tig einzuschätzen, und andererseits, weil sich in neuen Berufsfeldern häufig auch neue Betriebe finden, deren relativ geringe Überlebenswahrscheinlich- keit eine über Jahre andauernde Verpflichtung zur Lehrlingsausbildung (ein Lehrvertrag bindet einen Betrieb für mindestens zwei Jahre) nicht immer als ratsam erscheinen lässt. Eine schnelle Anpassung der Berufsbildung hängt natürlich auch von den regulatorischen Rahmenbedingungen ab. Unabhängig davon, wie man die Reaktionsgeschwindigkeit der Berufsbildung im Allgemeinen und die- jenige der Organisationen der Arbeitswelt und des Staates im besonderen beurteilt, muss man auch immer die Frage nach der Alternative stellen. So unvollkommen die Reaktionen der Berufsbildung auf den wirtschaftlichen Strukturwandel sein können, so unklar ist es, ob allgemeinbildende Ausbil- dungsformen diesen besser bewältigen würden. Immer noch ungeklärt ist die Frage (s.a. SKBF 2006), ob es in der Be- rufsbildung zu einer generellen Fehlallokation der Lehrstellen auf die Wirt-