153 Bildungsbericht Schweiz | 2010 Berufliche Grundbildung Effizienz / Kosten re und zwar im erwarteten Sinne, nämlich, dass Vollzeitausbildungen den Staat teurer zu stehen kommen als Teilzeitausbildungen (betrieblich-dual) ( Grafik 100). Da bei letzteren ein grosser Teil des Lernprozesses in der aus- bildenden Unternehmung geschieht, können die Kantone ihre eigenen Kos- ten in Grenzen halten. Weiter wird evident, dass etliche sehr kleine Kan- tone, die entweder gar keine eigenen Berufsfachschulen haben oder einen grossen Teil ihrer Lernenden in Berufsfachschulen anderer Kantone senden, eher tiefe Kosten verzeichnen. Dies bedeutet, dass die Ausgleichszahlungen für die entsendenden Kantone im Durchschnitt eher tiefere Kosten entste- hen lassen als für die Kantone, die die Berufsfachschulen betreiben. Frick (2008) hat in einer Untersuchung mit Daten von 1990 bis 2004 (d.h. auf der Basis nicht harmonisierter Kostenrechnungen) festgestellt, dass Kan- tone mit hohen Anteilen an Gesundheits- und Sozialberufen höhere Kos- ten ausweisen. Diese Untersuchung legt aber eher den Schluss nahe, dass die momentanen Daten auf der Kostenseite für eine genaue Effizienzanaly- se noch nicht taugten (der Autor konnte sich noch nicht auf die nach dem Modell von PricewaterhouseCoopers berechneten Ausgaben stützen) – ganz abgesehen davon, dass die Outputdaten keine Angaben über die Qualität der Ausbildung enthalten. Zudem würde für Effizienzanalysen am besten die Ebene der Berufsfachschulen gewählt, da intrakantonale Vergleiche zeigen, dass die Kosten für Berufsfachschülerinnen und -fachschüler im gleichen Beruf von Schule zu Schule teilweise stark variieren können. Ausgaben der Betriebe für die Berufsbildung Die betriebliche Berufsbildung, in der die Betriebe einen grossen Teil der Ausbildungsinvestitionen übernehmen, ist für die Betriebe selbst nur so lange interessant, als den Ausbildungskosten auch Erträge gegenüberste- hen. Diese Erträge können während der Lehre anfallen, indem die Lernen- den durch ihre Arbeit im Betrieb Nutzen für diesen generieren, oder auch nach der Lehre. In der Schweiz ist es mit einem relativ stark deregulierten Arbeitsmarkt für die Mehrheit der Firmen und insbesondere der KMU sehr wichtig, dass die Ausbildungskosten schon während der Lehre durch einen äquivalenten Nutzen kompensiert werden können. Gelingt dies, gibt es mehr Lehrstellen, da mehr Betriebe ein Ausbildungsengagement betriebs- wirtschaftlich begründen können (s. Mühlemann, Schweri, Winkelmann et al. 2007). Regulierungen, die den Betrieben eine hohe Kosteneffizienz des betrieblichen Ausbildungsteils erlauben, sind demnach für die hohe Zahl von Lehrstellen positiv und müssen gleichzeitig nicht im Widerspruch zur Ausbildungsqualität stehen. In der Schweiz können rund zwei Drittel der Lehrverhältnisse mit einem Nettonutzen aus Sicht des Betriebes abgeschlos- sen werden, d.h. bei einem Drittel der Lehrverhältnisse sind die ausbilden- den Betriebe auf einen Ausbildungsnutzen nach der Lehre angewiesen. Ob ein Lehrverhältnis sich schon während der Lehre lohnt oder nicht, hängt von verschiedenen betrieblichen Faktoren, aber vor allem auch vom Aus- bildungsberuf ab ( Grafik 101). Die «teuersten» Ausbildungsberufe finden sich praktisch alle bei den vierjährigen Ausbildungsverhältnissen; allerdings sind nicht alle vierjährigen Ausbildungen kostenintensiv, wie das Beispiel des Elektromonteurs zeigt. Bei den Berufen mit Nettokosten während der Ausbildung handelt es sich in der Regel um technisch anspruchsvolle Be- rufe aus der Industrie (bspw. Polymechaniker[in]) oder der Dienstleistung 100 Ausgaben pro Grundbildungs- verhältnis in Abhängigkeit von der Ausprägung der berufsbegleitenden (dualen) Lehre, pro Kanton, 2007 Grundgesamtheit alle beruflichen Grund- bildungen, d.h. inkl. vollschulischer Ausbildungen Daten: BBT Ausgaben in 1000 SFr. % % % % % % % Anteil berufsbegleitender Lernender Eine interessante Lehre kann man für die Berufsbildungspolitik aus dem Vergleich der kantonalen Ausgaben für die beruf- lichen Grundbildungen ziehen. Die hohe Korrelation (0,71) zwischen Vollzeitausbil- dungen und Ausgaben pro Grundbil- dungsverhältnis zeigt deutlich, in wel- chem Ausmass die kantonalen Kosten für die Berufsbildung ansteigen würden, wenn der Anteil der dualen Lehren zu- rückginge. So müssten bspw. Kantone mit einem hohen dualen Anteil, wie die Ost- schweizer Kantone, bei einem Wechsel von 20% ihrer heutigen dualen Ausbil- dungsverhältnisse in Vollzeitberufsausbil- dungen mit einem Anstieg der gesamten kantonalen Ausgaben für die Berufs- bildung um mehr als 50% rechnen.