skbf | csre Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung 198 Effizienz Universitäre Hochschulen Unterschiedlich hohe Kosten nach Universitäten und Fachgruppen Die jährlichen Kosten für die Lehre pro Student oder Studentin bewegen sich zwischen 9690 und 39’970 Franken (für Recht und Agrar- und Forstwissen- schaften15 ), wobei innerhalb der Fachbereichsgruppen deutliche Unterschie- de zwischen den Hochschulen festgestellt werden können. Exemplarisch zeigt die Grafik 146 die Kostenunterschiede für den kostenintensiven Fach- bereich Naturwissenschaften und den weniger teuren Fachbereich Recht. Die unterschiedlichen jährlichen Kosten können durch Differenzen in den Sachkosten, den Infrastrukturkosten und den Personalkosten erklärt werden. Letztere wiederum hängen einerseits vom Lohnniveau des akade- mischen Personals ab, andererseits auch klar von der Betreuungsintensität. Die Grafik 147 zeigt, dass die Fachbereiche in zwei Gruppen aufgeteilt werden können: solche mit hohen jährlichen Kosten und einem tiefen Betreuungs- verhältnis und solche mit tiefen jährlichen Kosten und einem hohen Be- treuungsverhältnis. Falls die Betreuungsintensität für die Effektivität keine Rolle spielen würde (zumindest bis zu einer gewissen Grenze), würde das bedeuten, dass Fachbereiche wie Pharmazie oder die exakten Wissenschaf- ten sehr ineffizient arbeiten und Fachbereiche wie die Sozialwissenschaf- ten oder Rechtswissenschaften extrem effizient sind. Grundsätzlich sind aber die Studienbedingungen und die Voraussetzungen an Betreuungsver- hältnisse und Infrastruktur nicht in allen Fachbereichen derart vergleich- bar, dass dieser verkürzte Schluss aus den Daten gezogen werden könnte. Angesichts dieser Differenzen muss aber auch die Frage gestellt werden, ob in jedem Fachbereich das gleich optimale Betreuungsverhältnis herrscht, oder umgekehrt auch die Frage: Könnten die gleichen Leistungen auch mit weniger intensiver Betreuung erreicht werden? Oder verhindert die unge- nügende Betreuung eine effektive Ausbildung?16 In der Literatur finden sich gemischte Resultate hinsichtlich der Bedeutung der «Klassengrösse» auf der Tertiärstufe. Martins und Walker (2006) finden in ihrer Studie über Ökonomiestudierende heraus, dass die individuellen Eigenschaften der Studierenden für den Studienerfolg bestimmend sind und nicht das Lern- umfeld. Kokkelenberg, Dillon und Christ (2008) hingegen stellen fest, dass Studierende in grösseren Klassen tiefere Noten erhalten. Die methodischen Schwierigkeiten der Messung des Effekts der Betreuung auf Hochschulstufe sowie die Resultate acht verschiedener Studien präsentieren Toth und Mon tagna (2002) in ihrer Literaturstudie. Nicht nur das Betreuungsverhältnis an sich ist für die Kosten und die Wirkung der Ausbildung auf den Studienerfolg relevant, sondern auch die Form der Betreuung. Werden die Studierenden in erster Linie durch Assis- tierende betreut, ist dies kostengünstiger als die Betreuung durch Profes- soren oder Professorinnen. Hierbei bleibt jedoch offen, was dies für die Qualität der Ausbildung bedeutet. Carrell und West (2008) erforschten 15 Die Kosten der Lehre für die Medizinausbildung bilden wegen Messproblemen (Univer- sitätsspitäler) momentan noch nicht Teil der Kostenrechnung des BFS. Eine Pilotstudie dazu ist im Gang. 16 So fordert z.B. der Verband der Schweizer Studierendenschaften eine Umverteilung der Lehrstühle hin zu den Geistes- und Sozialwissenschaften. In der Botschaft über die Förde- rung von Bildung, Forschung und Innovation in den Jahren 2008–2011 werden die Betreu- ungsverhältnisse in einigen Bereichen als «prekär» bezeichnet. 146 Kostenunterschiede zwischen Hochschulen, 2007 Jährliche Kosten für die Lehre pro Student(in) normiert auf den Durchschnitt des Fachbereichs (100%) Daten: BFS % % % % % ETHZ ETHL ZH SG NE LU LS GE FR BE BS RechtNaturwissenschaften Uni Basel Uni Bern Uni Freiburg Uni Genf Uni Lausanne Uni Luzern Uni Neuenburg Uni St.Gallen Uni Zürich ETH Lausanne ETH Zürich