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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2010 DE

skbf | csre Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung 254 Kontext Weiterbildung Kontext Weiterbildung als Erfordernis moderner Wissensgesellschaften Weiterbildung ist primär ein Phänomen hochentwickelter Wissensgesell- schaften. Die rasch fortschreitende technologische Entwicklung, die Glo- balisierung der Wirtschaft und die Internationalisierung der Arbeitsmärk- te erfordern eine stetige Weiterentwicklung und Erneuerung des Wissens. Kompetenzen müssen aber nicht nur neu erworben, sondern auch erhalten werden, zeigt sich doch, dass sich Humankapital, unabhängig vom Niveau der einmal erworbenen Bildung, über den Lebenszyklus hinweg stark zurück- bildet (Falter, Pasche & Hertig 2007; Weber 2008; Janssen & Backes­Gellner 2009). Die Herausforderungen an den Erwerb und Erhalt der Kompetenzen und deren Weiterbildung stellen sich auf individueller, betrieblicher wie ge- sellschaftlicher Ebene. Angesichts des demografischen Wandels drängt sich eine konsequente Weiterbildungsstrategie für alle Erwerbstätigen auf. Wenn heute die Hälf- te der Erwerbstätigen über vierzig Jahre alt ist und die Zahl der Jugendli- chen sinkt ( Kapitel Kontext, Seite 37), kann Erneuerung und Innovation in den Betrieben nicht mehr nur über Fluktuation und Rekrutierung auf dem Arbeitsmarkt erfolgen, sondern muss durch die Weiterbildung der be- stehenden Belegschaft erfolgen. So geben in einer aktuellen Erhebung bei schweizerischen Unternehmen zwei Drittel der Betriebe an, die Herausfor- derungen der Globalisierung und des demografischen Wandels mittels ver- stärkter Weiterbildung der Mitarbeitenden anzugehen (Swissstaffing 2009). Das grosse Wachstum des Dienstleistungssektors im Zuge des gesell- schaftlichen und wirtschaftlichen Strukturwandels ( Grafik 199) hat die Be- triebs- und Arbeitsorganisation verändert und stellt neue Anforderungen an die beruflichen Kompetenzen der Beschäftigten. Mit der zunehmenden Be- deutung des Faktors Wissen ist auch der Bedarf an Arbeitskräften mit einem tertiären Abschluss gestiegen ( Kapitel Tertiärstufe, Seite 171). Schliesslich gilt es, die Kompetenzen derjenigen Personen zu verbes- sern, die über ungenügende Kenntnisse in Grundfertigkeiten wie Lesen und Rechnen verfügen, weil bei diesen mangels genügender Wissensgrundlage auch das über Erfahrung gewonnene Wissen nicht optimal genutzt werden kann. Aus der letzten internationalen Erhebung «Adult Literacy and Life- skills Survey» (ALL) im Jahr 2003 geht hervor, dass ein Sechstel der schwei- zerischen Bevölkerung nur über minimale Lesekompetenzen verfügt. Die- se Gruppe ist damit ungenügend für die Bewältigung des gesellschaftlichen und beruflichen Alltags gerüstet (Hertig & Notter 2005). Zusammenfassend kann man festhalten, dass Weiterbildung erstens zur Verbesserung und Aktualisierung bestehender Kompetenzen, zweitens zur Erweiterung und Anpassung von Wissen und Fähigkeiten auf neue Berei- che und Aufgaben und drittens zum Nachholen fehlender Bildung erfolgt. Je nach Struktur des formalen Bildungswesens sowie der Wirtschaftsstruk- tur unterscheiden sich diese drei Motivgruppen in ihrem Umfang und ihrer Bedeutung erheblich von Land zu Land.1 1 In Bildungssystemen, die ein ausgebautes Angebot an Nachholbildung kennen (so etwa die nordischen und angelsächsischen Länder), so dass etwa ein nachobligatorischer Ab- 199 Anzahl Beschäftigte nach Sektor, 1980–2007 Daten: BFS Anzahl Beschäftigte Mio. Mio. Mio. Mio. . Sektor . Sektor . Sektor 3. Sektor 2. Sektor 1. Sektor