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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2010 DE

263 Bildungsbericht Schweiz | 2010 Weiterbildung Effektivität ausgerichtet ist, was sich darin zeigen würde, dass der Lohneffekt erst bei einem Arbeitgeberwechsel eintritt. Die vornehmlich vom Betrieb bezahlte Weiterbildung ist somit abhängig von Selektionsentscheidungen der Vorgesetzten oder der Individuen selbst, und diese Selektion erfolgt auf beiden Seiten immer aufgrund individuel- ler Nutzenabschätzungen. Individuen und Arbeitgeber entscheiden folglich rational, ob sie sich an Weiterbildung bzw. an der Weiterbildungsfinanzie- rung beteiligen. Allerdings können aus solchen Situationen Wohlstandsverluste resultie- ren, wenn Geringqualifizierte sich mangels privaten Nutzens ungenügend weiterbilden (Wolter, Denzler, Evéquoz et al. 2003) und Arbeitgeber deren Weiterbildung weniger fördern, weil diese im aktuellen Beschäftigungsver- hältnis einen zu kleinen Nutzen abwerfen würde. Werden die Betroffenen später einmal arbeitslos, dann muss die Gesellschaft für diese Kosten auf- kommen. In diesen Fällen wäre es vielleicht effizienter gewesen, man hätte die Weiterbildung mittels staatlicher Unterstützung früher gefördert. Für solche Fälle liesse sich ein höheres staatliches Engagement durch den zu er- wartenden sozialen Nutzen durchaus rechtfertigen ( Equity, Seite 266). Konkrete empirische Befunde bezüglich des Nutzens von Weiterbildung lie- fern auch die verschiedenen Evaluationen arbeitsmarktlicher Massnahmen, die im Rahmen der schweizerischen aktiven Arbeitsmarktpolitik erfolgten (vgl. Ragni 2007; Wolter, Denzler, Evéquoz et al. 2003). Bei der Evaluation ar- beitsmarktpolitischer Massnahmen muss allerdings berücksichtigt werden, dass hier primär die kurzfristigen Wirkungen wie die Wiedereingliederung in den Erwerbsprozess gemessen werden und der längerfristige Humanka- pitalaufbau durch Kurse selten Bestandteil der Analysen ist. So zeigt sich, dass Weiterbildungskurse kurzfristig, also hinsichtlich ihrer Wirkung auf eine rasche Wiedereingliederung oder das Vermeiden von Langzeitarbeits- losigkeit, schlecht bzw. sogar negativ abschneiden. In der Schweiz vorge- nommene Analysen (s. bspw. Marti & Osterwald 2006) finden keine signi- fikante Wirkung von Kursen (Informatik, Sprachen, Basisprogramme u.a.); andere Studien beobachten sogar negative Effekte, in dem Sinn, dass Wei- terbildung die Verweildauer in der Arbeitslosigkeit erhöhen und es zu so- genannten Lock-in-Effekten3 kommen kann (vgl. Lalive d’Epinay, Zehnder & Zweimüller 2006; Egger & Lenz 2006). Langfristig werden aber durchaus positive Effekte solcher Bildungspro- gramme beobachtet. In einem Zeithorizont von bis zu acht Jahren lassen sich positive Wirkungen etwa in Form besserer Beschäftigungschancen oder höherer Verdienstmöglichkeiten beobachten (vgl. für Deutschland: Lechner, Miquel & Wunsch 2007; Lechner & Wunsch 2006). Für die Schweiz konn- ten entsprechende Langzeitstudien aus Gründen des Datenschutzes bislang nicht durchgeführt werden (Ragni 2007). 3 Während der Weiterbildungsmassnahme sinkt die der Anreiz, Arbeit zu suchen. Damit bleibt jemand in der Erwebslosigkeit gefangen (lock­in).