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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2010 DE

skbf | csre Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung 266 Equity Weiterbildung Equity Bildung über den Lebenszyklus Anders als in anderen Bildungsstufen gibt es im Bereich der Weiterbildung gewisse Gegensätze zwischen Effizienz und Chancengerechtigkeit. Die nach Altersklassen ungleiche Weiterbildungspartizipation kann humankapital- theoretisch damit erklärt werden, dass die Ertragsraten von Bildungsin- vestitionen mit zunehmendem Alter sinken: Ältere Menschen haben we- niger Zeit, die Erträge aus ihren Bildungsinvestitionen zu realisieren. Das heisst, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis sich mit dem Alter verschlechtert und die Ertragsrate kontinuierlich abnimmt.4 Zum anderen ist Bildung ein dynamischer und kumulativer Prozess, bei dem einmal erworbene Fähigkei- ten späteres Lernen erleichtern. Mit anderen Worten, frühe Investitionen senken die Kosten späterer Investitionen und sind damit über den Lebens- zyklus hinweg betrachtet effizienter als spätere Massnahmen (vgl. Cunha, Heckman, Lochner et al. 2006). Die empirisch belegten, mit dem Alter ab- nehmenden Bildungsinvestitionen lassen sich deshalb nicht unbedingt als eine Verletzung der Chancengerechtigkeit deuten, sie könnten durchaus auch eine rationale Entscheidung der Arbeitnehmenden sein ( Grafik 210). Ungleichheit in der Weiterbildungsteilnahme nach Bildung und Einkommen Der zu erwartende Nutzen aus Weiterbildungsaktivitäten hängt in grossem Ausmass vom Bildungsniveau ab. Sowohl für den Arbeitnehmer wie auch für den Arbeitgeber nehmen die Erträge mit zusätzlicher Qualifikation zu (vgl. Wössmann 2008a, 2008b). Ausserdem dürften die relativen Kosten für Personen aus tieferen Bildungsschichten aufgrund der geringeren finan- ziellen Ressourcen und höheren psychischen Kosten höher ausfallen. Bei- de Wirkungsmechanismen führen dazu, dass sich die Schere zwischen den Bildungsschichten in Sachen Weiterbildung öffnet: Diejenigen, die schon besser qualifiziert sind, eignen sich durch Weiterbildungsaktivitäten noch mehr Kompetenzen an und können damit von noch besseren Arbeitsmarkt- chancen profitieren (Aufstiegsmöglichkeiten, höheres Einkommen usw.), während Personen mit einem tiefen Bildungsniveau von der Weiterbil- dung relativ wenig profitieren könnten und sich deshalb weniger weiter- bilden, dadurch noch weniger verdienen und ein noch grösseres Risiko der Erwerbslosigkeit aufweisen. Die Weiterbildung führt damit nicht zu einem Ausgleich sozialer Disparitäten, sondern zu zusätzlichen sozialen Ungleich- heiten zwischen gering und gut qualifizierten Personen. Im internationalen Vergleich weist die Schweiz grosse Unterschiede in den Weiterbildungschancen zwischen hoch und tief qualifizierten Personen auf ( Grafik 211): Tertiär gebildete Personen kommen dreimal so oft in den 4 Andererseits würde man erwarten, dass beim Nutzen der Versicherungsaspekt mit zunehmendem Alter wichtiger wird. Weiterbildung erhöht die Arbeitsmarktfähigkeit und bietet somit einen gewissen Schutz vor Arbeitslosigkeit. Da ein solcher Risikoschutz jedoch auch durch eine Arbeitslosenversicherung gegeben ist, sinkt der Anreiz, sich auch mit fortschreitendem Alter auf eigene Kosten weiterzubilden. 210 Weiterbildungsausgaben nach Altersgruppen, 2006 Daten: BFS, Berechnungen: Forschungsstelle für Bildungsökonomie der Universität Bern % % % % % % Anteil am Bevölkerungstotal Anteil am Total WB-Ausgaben +––––– Anteil am Total der Weiterbildungsausgaben Anteil am Bevölkerungstotal 211 Weiterbildungsdisparität im internationalen Vergleich I, 2007 Teilnahme an nicht-formaler Bildung der tertiär Gebildeten im Verhältnis zu Personen mit obligatorischer Schulbildung Daten: BFS, Eurostat Schweden Vereinigtes Königreich Norwegen Frankreich Spanien Finnland Schweiz Deuschland Österreich Belgien Italien Verhältnis ISCED 5 zu ISCED 0–2