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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2010 DE

273 Bildungsbericht Schweiz | 2010 Kumulative Effekte Der private Nutzen der Bildung nomischen Beurteilung der individuellen Bildungsinvestition dar. Bildung beeinflusst die Beschäftigungsaussichten einer Person in zweierlei Hinsicht positiv: Zum einen beeinflusst Bildung die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Person überhaupt aktiv am Arbeitsmarkt beteiligt ( Grafik 216), und zum anderen senkt sie die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person unfreiwillig erwerbslos (d.h. arbeitslos) wird ( Grafik 217). Die Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig zu sein, wird durch das Bildungsni- veau sowohl seitens der potenziell Erwerbstätigen als auch der potenziellen Arbeitgeber positiv beeinflusst. Eine erste Möglichkeit, durch das Bildungsniveau die Erwerbswahr- scheinlichkeit zu erklären, besteht darin, dass Personen mit einem relativ niedrigen Bildungsniveau nicht arbeiten wollen, da ihr potenzielles Gehalt die Aufnahme einer Arbeit unattraktiv macht. Die Stärke dieses in der Wis- senschaft belegten Effekts hängt unter anderem vom Sozialversicherungs- system eines Landes ab, da dieses indirekt die Einkommensschwelle setzt, bis zu welcher zu arbeiten es sich nicht lohnt. Der zweite Einfluss liegt darin, dass schlechter qualifizierte Personen eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, arbeitslos zu werden, d.h. unfreiwillig erwerbslos zu sein. Die bildungsmässig bedingte höhere Wahrscheinlich- keit, arbeitslos zu sein, hängt erstens mit der veränderten Nachfrage nach Qualifikationen im Zuge des technologischen Wandels in den Industrie- gesellschaften zusammen. Technologie und Qualifikationen sind komple- mentär (s. Goldin & Katz 1998, Kapitel Kontext, Seite 37), d.h. sie bedingen einander, und somit ist die Nachfrage nach Qualifikationen umso höher, je schneller und tiefgreifender der technologische Wandel eine Wirtschaft er- fasst. Zweitens kommt hinzu, dass Unternehmen, wenn sie Arbeitskräfte entlassen müssen, am ehesten die am wenigsten gut ausgebildeten Arbeits- kräfte entlassen, da sie in diese auch selbst die tiefsten Bildungsinvestitionen getätigt haben. Weiterbildungsinvestitionen von Firmen sind komplemen- tärzurformalenAusbildungeinerPerson( Kapitel Weiterbildung, Seite 253). Dies bedeutet, dass die Firmen sich eine höhere Rentabilität ihrer Bil- dungsinvestition bei Personen versprechen, die schon über eine gute Bil- dung verfügen. Somit wird die Entlassung einer formal gut ausgebildeten Person für eine Firma kostspieliger als die Entlassung einer nicht gut ausge- bildeten Person. Hinzu kommt das Risiko, dass sich die Entlassung, bspw. aus konjunkturellen Gründen, als falsch herausstellen könnte, was zur Folge hätte, dass für die eben entlassenen Mitarbeitenden wieder neue eingestellt werden müssten. Auch in diesem Fall sind die Kosten höher, wenn es sich bei den Entlassenen um gut ausgebildete Mitarbeitende gehandelt hat, de- ren Verfügbarkeit geringer ist. Somit ist es rational, bei Auftragsrückgängen gut ausgebildete Mitarbeitende vorerst einmal weiterzubeschäftigen, was bei schlecht ausgebildetem Personal weniger der Fall ist (s.a. Groot & Oos­ terbeek 1992). Drittens suchen Unternehmen intensiver nach hochqualifizierten Ar- beitskräften, weil eine Nichtbesetzung einer wertschöpfungsstarken Po- sition eine Unternehmung teurer zu stehen kommt, als dies bei einer wertschöpfungsschwachen Arbeitsstelle der Fall ist, d.h. bei einer Er- werbslosigkeit ist auch die durchschnittliche Zeit der Arbeitslosigkeit für gut ausgebildete Personen in der Regel kürzer. Viertens sind höher gebildete Personen besser gegen eine lange Erwerbs- losigkeit geschützt, weil sie prinzipiell auch Tätigkeiten ausüben können, 216  Erwerbsquoten nach Bildungsniveau, 2007 Daten: BFS Weniger als 60% der Frauen, die nur eine obligatorische Schulbildung haben, sind erwerbstätig im Vergleich zu etwa 80% der Frauen, die einen tertiären Abschluss haben. Bei Männern ist dieser bildungsabhängige Unterschied geringer. 0% 20% 40% 60% 80% 100% Ter Se Ob MännerFrauen obligatorische Schule Sekundarstufe II Tertiärstufe 217 Arbeitslosenraten nach Bildungsniveau, 2007 Daten: BFS Die Arbeitslosenrate für niedrig qualifizierte Personen ist in der Schweiz in der Regel mehr als doppelt so hoch wie die Arbeitslosenrate für hoch qualifizierte Personen. Dieser Unterschied ist zudem konjunkturunabhängig. 0% 1% 2% 3% 4% 5% 6% 7% Ter Sek Ob MännerFrauen obligatorische Schule Sekundarstufe II Tertiärstufe