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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2010 DE

skbf | csre Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung 274 Der private Nutzen der Bildung Kumulative Effekte für die tiefere Qualifikationen gefordert sind, während dies umgekehrt kaum möglich ist. Dies muss allerdings nicht immer so sein, da mit der Aus- bildung auch die Spezialisierung zunimmt und somit die Verfügbarkeit ad- äquater Stellen abnimmt. Will man nun wegen drohender Entqualifizierung oder schon wegen der Lohneinbusse eine niedriger qualifizierte Stelle nicht annehmen, dann kann es sein, dass gut ausgebildete Personen eher länger brauchen, um wieder eine Stelle zu finden (s. bspw. Kettunen 1997). Fünftens stehen Volkswirtschaften miteinander im Wettbewerb um Ar- beitsplätze, und in diesem Wettbewerb sind gut qualifizierte Personen eher gegen die Auslagerung von Arbeitsplätzen geschützt als schlechter quali- fizierte Personen, d.h. der Abbau von Arbeitsplätzen im Zuge der interna- tionalen Arbeitsteilung trifft sie weniger stark und häufig erst viel später als gering qualifizierte Personen. All diese Gründe und die empirischen Fakten sprechen mehrheitlich da- für, dass die formale Bildungsstufe, die eine Person erreicht, einen positiven Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit hat, überhaupt erwerbstätig zu sein und mit dem damit erzielten Einkommen das Leben selbstbestimmt führen zu können. Private Bildungsrenditen Ein besserer Bildungsausweis erhöht nicht nur die Wahrscheinlichkeit, über- haupt zu arbeiten, sondern auch den durch Erwerbsarbeit erzielbaren Lohn. Die eindrücklichen bildungsabhängigen Lohnunterschiede ( Grafik 218) er- klären sich einerseits durch die Produktivitätsunterschiede zwischen un- terschiedlich gut ausgebildeten Personen, andererseits auch dadurch, dass produktivere Stellen (bspw. wegen der technologischen Ausstattung) eher an gut qualifizierte Personen vergeben werden. Um die Rentabilität einer höheren Bildung zu berechnen, genügt es aber nicht, nur die durchschnittlichen Lohnunterschiede zwischen unterschied- lich ausgebildeten Personen zu betrachten. Diese Unterschiede sind aus zu- mindest zwei Gründen nicht genügend aussagekräftig. Erstens sind für den Lohn auch die Kompetenzen entscheidend, die die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer während der Arbeit (on the job) er- werben. Da Personen mit unterschiedlicher Bildungsdauer bei gleichem Le- bensalter entsprechend auch unterschiedlich lange im Erwerbsleben stehen, kann ein Lohnunterschied in einem bestimmten Alter nicht nur und voll- ständig auf den formalen Bildungsunterschied zurückgeführt werden. Empi- rische Berechnungen zeigen, dass Erwerbstätige ihren Lohn pro Erwerbsjahr durch einen erfahrungsbedingten Produktivitätsanstieg real 1–2% steigern können (für einen Überblick über die schweizerische empirische Literatur s. Weber & Wolter 1999). Dies bedeutet, dass sich bspw. bei einer 30-jähri- gen erwerbstätigen Person ein Teil des Lohnes durch die formale Bildung und der andere Teil durch die während der Erwerbstätigkeit angeeigneten Fähigkeiten erklärt. Dieser Teil macht nun aber bei einer Person ohne nach- obligatorische Ausbildung den sehr viel grösseren Teil des Lohnes aus als bei einer gleichaltrigen Person, welche mit 25 Jahren ihren Hochschulabschluss gemacht hat. Die mit den Mincerschen Lohnregressionen berechneten Bil- dungsrenditen (nach dem amerikansichen Ökonomen Jacob Mincer, Min­ cer 1974) berücksichtigen beide Faktoren, d.h. die formale Bildung und die 218  Relatives Erwerbseinkommen nach Bildungsstand, 2008 Daten: BFS Index 1 = nur obligatorische Bildung In der Schweiz verdienen Personen mit einem Hochschulabschluss ungefähr 90% mehr als Leute ohne einen nachobligatorischen Abschluss. , , , , Hochschulen Höhere Berufsbildung Sekundarstufe II: allgemein Sekundarstufe II: beru ich obligatorische Schule FrauenMänner obligatorische Schule Sekundarstufe II, Berufsbildung Sekundarstufe II, Allgemeinbildung höhere Berufsbildung Hochschulen