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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2010 DE

281 Bildungsbericht Schweiz | 2010 Kumulative Effekte Der private Nutzen der Bildung erzielen, hat in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten eher zugenommen. Diese Veränderungen in der Stärke der Übertragung der Bildung der Eltern auf die Bildung der Kinder können vom Bildungssystem selbst abhängen. So finden Studien (s. bspw. Dustmann 2004), dass Bildungssysteme, die relativ früh selektionieren, eine höhere intergenerationelle Übertragungs- rate aufweisen als spät selektionierende Systeme. Ein möglicher Grund da- für kann sein, dass der Einfluss der elterlichen Bildung und Erwartungen auf Zuteilungsentscheidungen desto grösser sind, je früher die Zuordnung erfolgt – nicht zuletzt deshalb, weil man zu einem relativ frühen Zeitpunkt die wahren Fähigkeiten des Kindes noch nicht präzise bestimmen kann. Die elterliche Ausbildung hat nicht nur einen Einfluss auf die Länge der Bil- dungskarriere der Kinder, sondern auch darauf, ob die Kinder eher einen akademischen oder einen berufsbildenden Abschluss anstreben (s. Falter, Ferro­Luzzi & Sbergami 2008). Veränderungen im Grad des Zusammenhangs zwischen der Ausbildung der Eltern und jener ihrer Kinder können aber auch davon abhängig sein, ob sich das Bildungswesen in einer Expansions-, Kontraktions- oder Stag- nationsphase befindet, was den Ausbau weiterführender Abschlüsse anbe- langt. In Expansionsphasen, in Zeiten also, in denen viel mehr Personen ei- nen tertiären Abschluss erlangen als noch eine Generation zuvor, nimmt natürlich die Wahrscheinlichkeit, einen solchen Abschluss zu erlangen für alle Personen zu und somit nimmt auch die Wahrscheinlichkeit ab, dass Kin- der denselben Bildungsstand erreichen wie ihre Eltern. Die Schweiz war, was die Expansion der gymnasialen und damit zusammenhängend der uni- versitären Ausbildung anbelangt, vor allem von den 70er bis Anfang der 90er Jahre in einer grossen Expansionsphase. Mit anderen Worten: Es kamen vor allem Personen der Geburtsjahrgänge 1960–1980 in eine Situation, in der die Wahrscheinlichkeit, dass man einen höheren Bildungsabschluss als den der Eltern erzielen konnte, systemisch bedingt stark zunahm. Seit Mitte der 90er Jahre sind wir diesbezüglich aber wieder eher in eine Stagnationsphase ein- getreten. Wie sich das auf die Übertragungsrate der Bildung von Eltern auf Kinder auswirkt, sieht man in Grafik 223, welche den Bildungsstand von 2000 Schweizerinnen und Schweizern im Jahr 2007 erfasste. Ob man zu diesem Zeitpunkt im Alter zwischen 25 und 39 oder zwischen 40 und 64 war, hatte auf die Wahrscheinlichkeit (fast 40%), das gleiche Bildungsniveau wie der Vater zu erreichen, keinen Einfluss. Für die jüngere Generation nahm aber die Wahrscheinlichkeit, ein tieferes Bildungsniveau als das der Väter zu ha- ben, wieder merklich zu und lag schon bei fast 30%. Im Vergleich dazu lag sie bei Personen mit Geburtsjahrgängen vor 1942 bei lediglich 15%. Während der Grad der intergenerationellen Übertragung des eigenen Bildungsniveaus auf die Nachkommen in der Schweiz wie in allen indus- trialisierten Ländern recht hoch ist, stellt sich wie schon an anderer Stelle die Frage, ob der Einfluss der Bildung der Eltern auf die Bildung der Kinder kausaler Natur ist und, falls ja, ob es sich um einen direkten oder einen in- direkten Effekt handelt. Die intergenerationelle Übertragung der Bildung (und somit auch der damit verbundenen Einkommenschancen, des sozialen Status usw.) kann direkt mit der eigenen Ausbildung zusammenhängen. Dies wäre dann der Fall, wenn man bspw. durch die eigene Bildung ihren Wert und Nutzen hö- her schätzen lernte und somit eine grössere Erwartungshaltung in Bezug auf die Bildung der eigenen Kinder an den Tag legte, was sich förderlich auf die Falter, Ferro-Luzzi und Sbergami (2008) kommen in ihrer Untersuchung auch zum Schluss, dass die Übertragung des Einkommens von einer Generation zur anderen in der Schweiz eher geringer als im Ausland ausfällt, was die Autoren darauf zurückführen, dass in der Schweiz auch berufsbildende Abschlüsse gute ökonomische Aussichten haben. 223 Bildungsniveau der Kinder nach Bildungsniveau der Väter und Alterskohorte, 2007 Daten: Forschungsstelle für Bildungsökonomie der Universität Bern, Berechnungen: SKBF Alterskohorte % % % % % % tie hö Ki > – – gleiches Bildungsniveau wie der Vater höheres Bildungsniveau als der Vater tieferes Bildungsniveau als der Vater