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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2010 DE

291 Bildungsbericht Schweiz | 2010 Kumulative Effekte Der soziale Nutzen der Bildung dungskarrieren aufweisen, sind auch sowohl während der Schul- als auch der Freizeit von einer speziellen Gruppe von Mitschülerinnen und Mitschü- lern umgeben, so dass man nicht weiss, ob es diese Gruppenzusammenset- zung ist, welche zu anderem sozialen Verhalten führt oder tatsächlich der Bildungsprozess (s. bspw. Calvó­Armengol, Patacchini & Zenou 2005). Weiter ist erwiesen, dass die Selektion in längere Bildungskarrieren durch Faktoren gefördert wird, die gleichzeitig soziales Verhalten begünstigen. In der Regel sind es Menschen mit hohen Zeitpräferenzen (ungeduldige) (s. Ventura 2003) und tiefer Risikoaversion (vgl. Halek & Eisenhauer 2001 oder Belzil & Hansen 2002), die Schulkarrieren früher abbrechen. Gleichzei- tig sind es diese Eigenschaften, die bei rationaler Abwägung der Alternativen eher für kriminelles Verhalten sprechen. Wenn es ein solcher Selektions- effekt ist, der gleichzeitig über die Länge des Bildungsweges und die Wahr- scheinlichkeit, kriminell zu werden, bestimmt, dann würde eine längere Beschulung wenig dämpfende Wirkung auf die Kriminalitätsraten entfal- ten. Eine Wirkung von Bildung auf Kriminalität könnte nur dann erwartet werden, wenn der Bildungsprozess selbst einen erwünschten Einfluss auf die individuelle Zeitpräferenz und Risikoaversion hätte. Eine weitere Schwierigkeit bei der Bestimmung eines kausalen Zusammen- hangs liegt in der nicht vollständigen und je nach Verbrechensart höchst unterschiedlichen Aufklärungsquote. Wenn besser ausgebildete Personen sich weniger oft erwischen lassen oder vorwiegend in Verbrechenskatego- rien tätig sind, die eine tiefere Aufklärungsrate aufweisen, dann können Sta- tistiken den Zusammenhang zwischen Bildung und Kriminalität deutlich überschätzen (s. bspw. auch Mehlkop & Becker 2004). Schliesslich ist auch auf die Möglichkeit einer umgekehrten Kausalität hin- zuweisen. Einmal straffällig gewordene Jugendliche haben gerade wegen die- ser Straffälligkeit eine reduzierte Wahrscheinlichkeit, ihre Ausbildung fort- zusetzen oder abzuschliessen (vgl. Hjalmarsson 2008). Dies bedeutet, dass nicht nur die Bildung die Wahrscheinlichkeit, kriminell zu werden, beein- flussen kann, sondern umgekehrt auch die kriminelle Handlung die Wahr- scheinlichkeit, eine längere Ausbildung zu machen. Grundsätzlich sind die sozialen Kosten einer kriminellen Handlung sehr hoch und die statistisch gemessenen Abhängigkeiten vom Bildungsstand der Täterinnen und Täter ebenfalls. Dies zusammen führt aber nicht automa- tisch zu einer Begründung, dass sich damit alleine schon jegliche Bildungsin- vestition rechtfertigen liesse. Erstens – wie schon dargestellt – deshalb, weil die Kausalität des Bildungseinflusses längst nicht bewiesen ist und zweitens deshalb, weil das Ausmass der Kriminalität und somit die Wahrscheinlich- keit, dass jemand überhaupt eine kriminelle Handlung mit ernsthaften so- zialen Konsequenzen begeht, glücklicherweise immer noch recht tief ist. Ökologisches Denken und Handeln Die Gesellschaft kann von der Bildung Einzelner auch dann profitieren, wenn Bildung soziales Verhalten begünstigt, welches der Gesellschaft hilft, Kosten zu vermeiden. Solche Kosten können durch Verhalten entstehen, das