293 Bildungsbericht Schweiz | 2010 Kumulative Effekte Der soziale Nutzen der Bildung ebene Zusammenhänge sowohl zwischen dem Bildungsstand und dem Grad der Demokratie als auch der relativen Veränderung über die Zeit festgestellt werden – und zwar unabhängig vom Einkommen sowie anderen möglichen Einflussfaktoren. Die Untersuchung von CastellóCliment (2008) zeigt zu- dem, dass nicht die durchschnittliche Schuldauer in der Bevölkerung für den Demokratisierungsgrad eines Landes ausschlaggebend ist, sondern die Ver- teilung der Bildung in der Gesellschaft: Eine gleichmässige Verteilung be- günstigt eine demokratische Entwicklung. Der Einfluss der Bildung auf die Verbreitung demokratischer Modelle erweist sich insbesondere bei wenig entwickelten Ländern als stark. Wie bei fast all diesen Zusammenhängen sind Korrelationen und Kausa- litäten nicht immer auseinanderzuhalten. Besonders dann, wenn umgekehr- te Beziehungen ebenso wahrscheinlich und naheliegend sind. So bezweifeln bspw. Acemoglu, Johnson, Robinson et al. (2005) generell, dass die vorhan- denen Studien empirisch genügend valide Evidenz für eine kausale Bezie- hung zwischen Bildungsstand und dem Demokratiegrad einer Bevölkerung liefern. Während theoretische Überlegungen und statistische Zusammenhänge das Vorhandensein des Zusammenhangs zwischen Bildung und Demokratie zumindest nahelegen, ist noch weitgehend ungeklärt, mittels welcher Me- chanismen dieser zustande kommt. Sind es die Inhalte der Bildung (bspw. staatsbürgerliche Erziehung, Wissen um die staatlichen Institutionen und die politischen Prozesse), generell die «sozialisierende Funktion» der Schule oder ist es die gleichberechtigte Partizipation am Bildungsprozess, welche das Fundament für das Funktionieren einer Demokratie legt?