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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2010 DE

43 Bildungsbericht Schweiz | 2010 Kontext Familien- und Lebensstrukturen In grossen Familien müssen sich die Geschwister die vorhandenen Res- sourcen (monetäre und nicht monetäre, wie bspw. die Aufmerksamkeit der Eltern) teilen, was zu anderen Lernvoraussetzungen führen kann als bei kleinen Familien. Mehrere Geschwister müssen aber dort keinen Nachteil darstellen, wo sich die Eltern die fehlenden Ressourcen (bspw. familiener- gänzende Betreuung) hinzukaufen können. In der Forschung belegt ist der Umstand, dass vor allem das Fehlen eines eigenen Zimmers auf die schuli- sche Leistung eines Kindes einen negativen Effekt hat (s. Goux & Maurin 2005). Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind im Elternhaus kein eigenes Zimmer hat, nimmt mit abnehmenden finanziellen Ressourcen oder mit steigender Geschwisterzahl zu, was die Bedeutung der familiären Lebens- umstände auch in einem staatlichen, d.h. ansonsten eigentlich kostenlosen Bildungssystem aufzeigt. Ein genereller Nachteil für Kinder aus Einelternhaushalten konnte auf Basis der PISA-Erhebungen für die Schweiz nicht festgestellt werden. Es zeigt sich hingegen, dass Jugendliche, die nicht bei den leiblichen Eltern oder Stiefeltern, sondern bei Grosseltern, Verwandten oder anderen Per- sonen leben, eher schwächere Leistungen erbringen als die übrigen Kinder (s. Coradi Vellacott & Wolter 2002). Wohnortswechsel Ein weiterer Punkt, welcher für das Bildungswesen von Bedeutung ist, ist die geografische Mobilität der Bildungsnachfragenden, konkret die Wohn- ortswechsel von Familien mit Kindern oder Jugendlichen, die die Schule besuchen. Diese beeinflussen die Schülerzahlen der Gemeinden und können so die regionalen demografischen Schwankungen verstärken ( Demografie, Seite 38). Der Arbeitsmarkt verlangt von den Erwerbstätigen eine zunehmen- de geografische Mobilität, um lokale Arbeitsmarktbedürfnisse qualitativ und quantitativ besser abdecken zu können (optimale Ressourcenallokation). Diese Bedürfnisse können dazu führen, dass immer mehr Erwachsene geo- grafisch mobil sein müssen, um ihre Arbeitsmarktchancen optimal zu halten. Trotz dieser Veränderung1 sind Wohnortswechsel in der Schweiz eher ein kleinräumiges Phänomen geblieben und somit sind auch nur relativ weni- ge der schulpflichtigen Kinder von solchen Umzügen betroffen. Nur gera- de rund 5% der Kinder im schulpflichtigen Alter haben von 1995 bis 2000 mindestens einmal den Kanton gewechselt ( Grafik 11). Es könnte nun aber durchaus sein, dass gerade das Bildungswesen selbst die Ursache dafür ist, dass diese Mobilität nicht grösser ist. Kantonale Unterschiede in der Schul- struktur und den Curricula könnten sich als Hemmnisse für die Binnenmo- bilität erweisen. Ein Hinweis darauf, dass diese Vermutung zutreffen könnte, liegt darin, dass das Arbeitspendeln (Wegpendler) in den letzten 90 Jahren konstant zugenommen hat und immer mehr Erwerbstätige immer länge- re Pendlerdistanzen in Kauf nehmen. Im Jahr 2000 waren rund 57,8% der Erwerbstätigen Wegpendler (BFS 2003). 1 Vgl. Konzept Biber Schweiz (BUWAL 2004). 11 Mobilität der Jugendlichen nach Altersklassen, 2000 Daten: BFS Die Grafik zeigt einen Vergleich zwischen dem Wohnort nach Altersklassen in den Jahren 1995 und 2000. Rund 5% der Kinder, die im Jahr 2000 5 bis 9 Jahre alt waren, zogen innerhalb der letzten 5 Jahre in einen anderen Kanton. % % % % A a a – Jahre – Jahre – Jahre – Jahre – Jahre andere Gemeinde, gleicher Kanton anderer Kanton Ausland Erwerbstätige werden vom BFS zur Untersuchung des Pendelverhaltens in drei Gruppen unterteilt: Personen, die keinen Arbeitsweg haben (Arbeit zu Hause oder ohne fixen Arbeitsort); Personen, die eine Wegstrecke in ihrer Wohngemeinde zurücklegen (Binnen- pendler) und solche, die in einer anderen Gemeinde (Wegpendler) arbeiten oder im Ausland (Grenzgänger) (BFS 2003).