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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2010 DE

47 Bildungsbericht Schweiz | 2010 Kontext Jugendliche im Schulalter Mittels Befragungen zur selbstberichteten Delinquenz oder durch Opfer- befragungen soll es möglich sein, das tatsächliche Ausmass der Jugendde- linquenz festzustellen.4 Für die Schweiz wurden verschiedene Befragungen durchgeführt (s. bspw. Killias, Lucia & Lamon 2004 oder Ribeaud & Eisner 2009). In den Statistiken nimmt zwar die Jugenddelinquenz oft stärker zu als in den Befragungen, die Ursachen werden in der Fachwelt jedoch kontrovers diskutiert (vgl. die Diskussion in Killias, Lucia & Lamon 2004 oder Ribeaud & Eisner 2009 oder BFS 2007e). Es lässt sich somit nicht abschliessend beur- teilen, ob die Jugenddelinquenz tatsächlich zugenommen hat. Unabhängig von der genauen Entwicklung der Jugenddelinquenz ist Ge- walt an und von Jugendlichen – auch im schulischen Kontext (Bullying) – Realität. Eine aktuelle Untersuchung für Zürich zeigt auf, dass rund 25% der Jugenddelikte in der Schule oder auf dem Schulweg verübt werden. Die Studie beobachtet eine stetige Zunahme niederschwelliger Formen von Gewalt im schulischen Kontext. Schwere Formen von Gewalt wie Raub, sexuelle Gewalt und Körperverletzungen verlagern sich jedoch eher aus dem Schul- in den Freizeitkontext (Ribeaud & Eisner 2009). Teenagergeburtenrate Teenager-Geburten sind für die Bildungsaussichten der betroffenen jungen Mütter in der Regel problematisch, weil die Verpflichtungen der Pflege und Erziehung eines Kindes schwer mit einer Ausbildung zu vereinbaren sind. Die verkürzte Bildungslaufbahn führt später zu schlechteren Aussichten auf dem Arbeitsmarkt und zu einem erhöhten Risiko einer angespannten Situa- tion des Haushaltseinkommens zumindest während der ersten Lebensjahre der Kinder und somit zu einer möglichen Beeinträchtigung der Bildungs- laufbahn der aus Teenager-Geburten stammenden Kinder (vgl. Francesconi 2008). Teenager-Geburten werden deshalb in vielen Ländern als eines der gravierendsten sozialen Probleme betrachtet. Trotz dieser möglichen Verknüpfung von negativen Folgen einer Teen- ager-Geburt sind die kausalen Wirkungen nicht vollständig klar. Neuere Studien zeigen, dass der bildungsverkürzende Effekt einer Teenager-Geburt gar nicht so hoch ist, wenn man berücksichtigt, dass es eher die Teenager sind, für die ohnehin eine kurze Bildungslaufbahn zu erwarten gewesen wäre, die häufiger ein Kind gebären (s. Ashcraft & Lang 2006 oder Fletcher & Wolfe 2008). Bildung kann aber auch helfen, die Wahrscheinlichkeit von Teenager-Geburten zu senken. Studien, die den Effekt einer Verlängerung der obligatorischen Schulzeit auf die Wahrscheinlichkeit einer Teenager- Geburt untersucht haben (s. bspw. Black, Devereux & Salvanes 2008a), fin- den, dass eine längere Beschulungsdauer die Zahl der Teenager-Geburten signifikant senkt. Die Häufigkeit von Teenager-Geburten unterscheidet sich innerhalb von Europa erheblich. Mit durchschnittlich 3,5 Geburten jährlich auf 1000 Frauen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren hat die Schweiz eine der tiefs- ten (und ständig abnehmenden) Teenager-Geburtenraten in Europa und im Vergleich mit den USA. Aber auch in der Schweiz lässt sich das Mus- 4 Es muss aber davon ausgegangen werden, dass auch in diesen Befragungen die öffentliche Wahrnehmung einen Einfluss auf die gemachten Angaben hat. Unter Bullying laufen sämtliche Formen von Drangsalieren und Tyrannisieren an der Schule und auf dem Schulweg, unabhängig davon, ob dabei physische Gewalt angewendet wird oder nicht. Die Befragten hatten die Möglichkeit, für fünf Typen schultypischer Gewalt (Schlagen/ Treten, Drohung/Erpressung, Auslachen/ Beleidigen, Sachen zerstören, sexuelle Belästigung) anzugeben, wie oft sie diese im vergangen Jahr beobachtet, als Opfer erlebt oder selber ausgeübt hatten (Ribeaud & Eisner 2009). 15 Teenagergeburten im internationalen Vergleich, 2005 Geburten je 1000 15- bis 19-jährige Frauen Daten: Eurostat; Martin, Hamilton, Sutton et al. 2009 USA Bulgarien Vereinigtes Königreich Österreich Spanien Frankreich Griechenland Deutschland Finnland Norwegen Italien Schweden Dänemark Schweiz