Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

SKBF-CSRE Bildungsbericht 2010 DE

83 Bildungsbericht Schweiz | 2010 Vorschul- und Primarstufe Equity Zugang zu Bildungsangeboten In nationalen und internationalen Studien konnte nachgewiesen werden, dass Massnahmen der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung positive Wirkungen insbesondere für benachteiligte Kinder haben, sofern sie von hoher Qualität sind und über eine gewisse Zeit in Anspruch genom- men werden können (OECD 2006b; EDK 2006a) ( Effektivität, Seite 75). Da in der Schweiz ein erheblicher Mangel an Angeboten für Kinder von 0–4 Jahren besteht und trotz sozialer Abfederung relativ hohe Elternbei- träge bezahlt werden müssen, ist zu vermuten, dass sozial benachteiligte Kinder beschränkten Zugang zu Einrichtungen der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung haben. Eine ältere Studie zum Bildungserfolg von Migrationskindern (Lanfranchi 2002) und die Zürcher Lernstandserhebung beim Eintritt in die ersten Klassen belegen dies (Moser, Stamm & Hollen­ weger 2005). Die Angebote für kleine Kinder sind in der Schweiz zudem eher auf Betreuung und Erziehung und weniger auf (kompensatorische) Bildung ausgerichtet (EKFF 2008; EKM 2009; Stamm, Reinwand, Burger et al. 2009). Auch die im sonderpädagogischen Bereich angebotene Früherziehung hat soziale Risiken kaum im Fokus (Burgener Woeffray & Eisner­Binkert 2006). Dies bedeutet, dass Kindern, die in einem sozial belasteten Umfeld aufwach- sen und wenig Lernanregungen erhalten, nur in beschränktem Ausmass ins- titutionelle Förderung zukommt. Es ist daher wenig erstaunlich, dass beim Eintritt ins Bildungssystem (Eingangsstufe, Kindergarten) bereits erhebli- che Kompetenzunterschiede zuungunsten von Kindern mit tiefem sozio- ökonomischem Status bestehen ( Kontext, Seite 66). Die trotz Freiwilligkeit hohe Teilnahmequote an Vorschulangeboten zeigt, dass der Zugang zum Kindergarten niederschwellig ist. Es ist aller- dings wenig darüber bekannt, welche Kinder die Vorschule nicht besuchen (Moser, Stamm & Hollenweger 2005). Es ist durchaus denkbar, dass aufgrund fehlender Tagesstrukturen vollzeitlich erwerbstätige Eltern, die eine private Lösung des Betreuungsproblems gefunden haben, die Vorschule nicht nut- zen. In Kantonen bzw. Gemeinden, die keine mehrjährigen Vorschulange- bote zur Verfügung stellen, ist ein längerfristiger Besuch all jenen verwehrt, die auf (kostenlose) staatliche Angebote angewiesen sind. Die im HarmoS-Konkordat vorgesehene Verpflichtung zum Vorschul- besuch analog zum Primarschulbesuch und die Qualitätssicherung in diesen Bereichen garantieren, dass alle Kinder Zugang zu Bildungseinrichtungen von vergleichbar hoher Qualität haben. Kompetenzentwicklung Um die Unabhängigkeit der Kompetenzentwicklung vom familiären Hin- tergrund und dem Geschlecht untersuchen zu können, wären Daten erfor- derlich, die den Lernfortschritt von Schülerinnen und Schülern beschrei- ben und unter Kontrolle der Eingangsvoraussetzungen Aussagen über den Lernzuwachs ermöglichen. Solche Daten fehlen in der Schweiz weitge- hend. Eine Ausnahme bildet die Evaluation der Schulversuche mit Grund- und Basisstufen (Projekt EDK-Ost 4 bis 8, Institutionen, Seite 69). Im Rahmen dieser Evaluation wurden die Leistungen von rund 900 Kindern beim Eintritt in Eingangsstufe oder Kindergarten getestet und 20 Monate sowie weitere 12 Monate später erneut untersucht (Moser, Bayer & Berweger