skbf | csre Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung 84 Equity Vorschul- und Primarstufe 2008). Diese Untersuchung zeigt, dass in den Bereichen Lesen und Mathe- matik Kinder mit privilegiertem Hintergrund bessere Lernausgangslagen haben, die Lernfortschritte der Kinder sehr ähnlich verlaufen (Lesen) oder nur leicht divergieren (Mathematik) und benachteiligte Kinder zum drit- ten Testzeitpunkt den Rückstand bestenfalls geringfügig aufholen konnten ( Grafiken 46 und 47). Nach Kenntnis der Unterrichtssprache analysiert, zeigt sich, dass fremd- sprachige Kinder ihren Nachteil in der Lernausgangslage durch grössere Lernfortschritte aufholen. Mädchen starten mit besseren Ausgangslagen im Bereich Lesen und erzielen auch grössere Lernfortschritte. Im Bereich Mathematik starten Mädchen und Knaben mit ähnlichen Voraussetzungen, die Knaben erzielen im dritten Jahr aber grössere Lernfortschritte. Eine weitere Längsschnitt-Untersuchung betrifft die Kompetenzentwick- lung in der Primarstufe des Kantons Zürich. Nachdem 2003 die Kompeten- zen beim Schuleintritt erfasst wurden (Moser, Stamm & Hollenweger 2005), erfolgte eine nächste Messung nach drei Jahren. Hier zeigte sich, dass Kin- der mit benachteiligtem Hintergrund mit schlechteren Ausgangslagen in der ersten Klasse starteten, auch weniger Lernfortschritte erzielten und den Rückstand nicht kompensieren konnten ( Grafiken 48 und 49). Kinder mit Deutsch als Zweitsprache wiesen etwas geringere Lernfort- schritte im Lesen auf und lagen nach drei Schuljahren leicht zurück, in Ma- thematik ergaben sich keine Unterschiede. Nach Geschlecht zeigten sich in der ersten Klasse keine Unterschiede im Lesen, Mädchen erzielten aber grössere Lernfortschritte und einen höheren Leistungsstand in der dritten Klasse. In Mathematik lagen die Knaben zu Beginn der Schule vorn, Mäd- chen machten jedoch grössere Lernfortschritte und holten ihren Rückstand beinahe auf (Moser & Hollenweger 2008). Die Leistungsmessungen bei Fünftklässlerinnen und -klässlern im Kanton Aargau («Check 5») zeigen Leistungsunterschiede zugunsten von Kindern mit privilegiertem Hintergrund und von Kindern mit Erstsprache Deutsch in den Bereichen Deutsch und Mathematik sowie zugunsten von Knaben in Mathematik und von Mädchen im Lesen (Keller & Moser 2008). Die Evaluation von Mathematikleistungen in 2. und 4. Klassen in den fran- zösischsprachigen Kantonen und Kantonsteilen («Mathéval») zeigte Leis- tungsunterschiede nach sozio-kultureller Herkunft und nach der zu Hause gesprochenen Sprache. Die Forschenden verweisen auf die kumulative Be- nachteiligung durch einen tiefen Sozialstatus, ausländische Herkunft und Fremdsprachigkeit (Guignard & Tièche Christinat 2007). Eine Auswertung von Leistungen in den kantonalen Tests in 6. Primarklas- sen des Kantons Genf weist ebenfalls auf negative Einflüsse der Zugehörig- keit zu einer tieferen sozialen Schicht und der Fremdsprachigkeit auf die Leistungen hin; das Geschlecht wurde nicht einbezogen (Petrucci & Nid egger 2008). In den Zürcher und Genfer Untersuchungen spielte auch die soziale Zusam- mensetzung der Klassen eine Rolle, während ein entsprechender Einfluss im Kanton Aargau nicht beobachtet werden konnte. 46 Lernfortschritte im Lesen (Eingangsstufe), nach sozialer Herkunft, 2004–2007 Daten: Moser, Bayer & Berweger 2008 Leistungspunkte SES tief SES hoch Monate nach Unterrichtsbeginn SES hoch SES tief 47 Lernfortschritte in Mathematik (Eingangsstufe), nach sozialer Herkunft, 2004–2007 Daten: Moser, Bayer & Berweger 2008 Leistungspunkte SES tief SES hoch Monate nach Unterrichtsbeginn SES hoch SES tief