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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2010 DE

85 Bildungsbericht Schweiz | 2010 Vorschul- und Primarstufe Equity 48 Lernfortschritte im Lesen (1.–3. Klasse), nach sozialer Herkunft, 2003–2006 Daten: Moser & Hollenweger 2008 Leistungspunkte be pr . Klasse. Klasse privilegiert benachteiligt 49 Lernfortschritte in Mathematik (1.–3. Klasse), nach sozialer Herkunft, 2003–2006 Daten: Moser & Hollenweger 2008 Leistungspunkte be pr . Klasse. Klasse privilegiert benachteiligt Bildungslaufbahnen Der Übertritt von der Vorschule in die Primarstufe bildet eine erste Hür- de, an der neben dem Entwicklungsstand und der Leistungsfähigkeit von Kindern auch andere Merkmale einen Einfluss auf Bildungslaufbahnen neh- men können. Rückstellungen im Kindergarten oder Einteilungen in Ein- schulungs- bzw. Sonderklassen sind erste Eingriffe in die Normal-Laufbahn. Eine Kohortenuntersuchung im Kanton Aargau ergab, dass 10% der Kinder nicht im regulären Alter eingeschult wurden; 1% war vorzeitig und 9% ver- spätet in die Schule eingetreten. Von den regulär Eingeschulten besuchten 12% eine Einschulungsklasse, und auch von den verspätet eingeschulten Kin- dern kamen 7% in die Einschulungsklasse, was einer doppelten Verzögerung entspricht. Dabei waren die Unterschiede zwischen Knaben und Mädchen sowie zwischen fremdsprachigen und deutschsprachigen Kindern gering (Tresch & Zubler 2009). Eine Untersuchung im Kanton Zürich hatte ver- gleichbare Anteile von verspätet eingeschulten Kindern ergeben, wies aber auch ein diesbezüglich erhöhtes Risiko bei Knaben nach (Moser, Keller & Tresch 2003). Auch im späteren Bildungsverlauf sind Zuweisungen zu Sonderklassen oder die Anordnung von Klassenwiederholungen Entscheide, welche die Lauf- bahn betreffen und hinsichtlich Chancengerechtigkeit kritisch zu prüfen sind. Die Aargauer Studie zeigte, dass im Laufe der Primarschule jedes drit- te fremdsprachige Kind, aber nur jedes fünfte Schweizer Kind eine längere Durchlaufzeit aufweist als regulär vorgegeben ist (Tresch & Zubler 2009). Da bei dieser Studie andere individuelle Merkmale wie die kognitive Leis- tungsfähigkeit nicht geprüft wurden, lässt sich nicht entscheiden, ob es sich tatsächlich um ein Problem der Chancengerechtigkeit handelt. Ganz generell werfen aber der überdurchschnittlich hohe Anteil auslän- discher Schülerinnen und Schüler in Sonderklassen und der stetig steile Anstieg dieses Anteils in den letzten 20 Jahren des vergangenen Jahrhun- derts Fragen auf ( Grafik 50). Ebenfalls kritisch zu betrachten sind die un- terschiedlichen Zuweisungsraten ausländischer Kinder zu Sonderklassen je nach Kanton ( Grafik 51). Neben der Feststellung, dass ein unterschiedliches institutionelles Angebot auch unterschiedliche Zuweisungsraten generiert und damit Kinder bei glei- chen Voraussetzungen in gewissen Kantonen ein höheres Risiko der Aus- sonderung tragen als in anderen (Kronig 2007), konnten auch unterschied- liche Zuweisungspraxen bis hinab auf die Gemeindeebene nachgewiesen werden (Sieber 2006). Dabei tragen Kinder mit Migrationshintergrund und tiefem sozio-ökonomischen Status ein erhöhtes Risiko der Sonderklassen- zuweisung (Lanfranchi 2007). Bezüglich Klassenwiederholung zeigte eine Studie, dass in der franzö- sischsprachigen Schweiz Kinder mit Migrationshintergrund bei vergleich- baren Schulleistungen und Potenzialen häufiger Klassen wiederholen als an- dere. Ein Grund dafür wird im Fehlen anderer Möglichkeiten der Förderung von fremdsprachigen Kindern gesehen (Bless, Schüpbach & Bonvin 2004). Der Übertritt von der Primarstufe in die Sekundarstufe I stellt mit Blick auf die Chancengerechtigkeit einen bedeutsamen Schritt dar. Der Selektions-