113 Bildungsbericht Schweiz | 2010 Sekundarstufe II Berufs- und allgemeinbildende Optionen Abschlussquoten auf der Sekundarstufe II Betrachtet man die Arbeitsmarktergebnisse und die soziale Integration von Personen mit unterschiedlichem Bildungshintergrund ( Kapitel Kumula tive Effekte, Seite 271), so kann in allen industrialisierten Ländern beobach- tet werden, dass die obligatorische Bildungszeit allein nicht mehr genügt. Zumindest ein Abschluss auf der Sekundarstufe II ist für eine reibungslose soziale und wirtschaftliche Integration «obligatorisch» geworden. Deshalb ist es wenig überraschend, dass sich praktisch alle Länder eine möglichst hohe Abschlussquote auf der Sekundarstufe II als vordringliches Bildungs- ziel gesetzt haben. In der Schweiz haben sich Bund, Kantone und Organi- sationen der Arbeitswelt das Ziel gesetzt, die Zahl der Abschlüsse auf der Sekundarstufe II bis 2015 auf 95% zu erhöhen. Derzeit liegen die Abschlussquoten auf der Sekundarstufe II nach den Be- rechnungen des BFS bei rund 89% mit einer leicht unterdurchschnittlichen Quote bei den Frauen ( Grafik 72). Bei letzteren konnte aber die Abschluss- quote in diesem Jahrzehnt gegenüber den 90er Jahren (84,9%) um vier Pro- zentpunkte (88,9%) gesteigert werden, während die Abschlussquoten bei den Männern auf dem Niveau von praktisch 90% verharrten. Diese Ab- schlussquoten werden so berechnet, dass die geschätzte Zahl der Abschlüs- se auf der Sekundarstufe II in einem Jahr der Zahl der Jugendlichen gegen- übergestellt wird, die sich in der Altersspanne befinden, in der theoretisch der Abschluss auf der Sekundarstufe II erfolgen sollte. Bei dieser Methode spielt der Umstand, dass die ganz genaue Zahl der Abschlüsse nicht bekannt ist, für die Genauigkeit der Schätzung wohl eine kleinere Rolle als der Um- stand, dass viele Jugendliche aus verschiedensten Gründen erst zu einem späteren Zeitpunkt einen Abschluss auf der Sekundarstufe II erreichen. Kommt hinzu, dass die Abschlussquote wohl ein Indikator für den Beschu- lungserfolg der zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Schweiz befindlichen Die Leitlinien des Projektes Nahtstelle wurden am 27. Oktober 2006 von der EDK, den Organisationen der Arbeitswelt und verschiedenen Bundesämtern verabschie- det. Die Ziele des Projektes Nahtstelle sind: (1) den Anteil der Abschlüsse auf Sekundarstufe II bis 2015 von heute rund 90% auf 95% erhöhen, (2) die Zeitverluste durch Lehrstellenwechsel, Schulwechsel oder Wartejahre zu vermeiden und (3) Problemgruppen früh zu erfassen (obligatorische Schule) und gezielt zu unterstützen. Zu allen drei Themen werden in diesem Kapitel kurz die heute bekannten Fakten dargestellt: Zu den Abschlussquoten auf der Sekundarstufe II, zu den Zwischenlösungen bei den Übergängen zwischen der Sekundarstufe I und II und zum Zusammenhang zwischen den schulischen Leistungen in der obligatorischen Schule und dem Erfolg auf der Sekundarstufe II. 72 Abschlussquote auf der Sekundarstufe II nach Geschlecht, 1990–2007 * * Die Schwankungen sind nicht leicht zu erklären, zumindest aber verhalten sie sich prozyklisch zur Konjunktur. Daten: BFS Anzahl Abschlüsse pro 100 Personen der Bevölkerung im theoretischen Abschlussalter Männer Frauen