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ePaper created 2014-02-11, 16:01:39 | version 1.27.00
103 Bildungsbericht Schweiz | 2014 Sekundarstufe I Equity Kompetenzausprägungen nach Geschlecht In der PISA-Studie schneiden Knaben in der Schweiz – wie in vielen ande- ren Ländern – im Lesen durchschnittlich schlechter ab als Mädchen. Mädchen hingegen erbringen im Durchschnitt schlechtere Leistungen in Mathematik. Wenn man davon ausgeht, dass weder Mädchen noch Knaben geschlechts- spezifisch unterschiedliche Potenziale in Bezug auf Lesen oder Mathematik haben, dann sind solche Ergebnisse eine Verletzung der Chancengerechtigkeit. Verbindet man die Ergebnisse in Mathematik und Lesen, zeigt sich zudem, dass bei den Knaben häufiger eine sehr einseitige Kompetenz in Mathematik (sehr gute Leistungen in Mathematik bei schlechten Sprachleistungen) und bei Mädchen deutlich öfters eine einseitige Sprachkompetenz ( Grafik 85 ) zu verzeichnen ist, was einen Einfluss auf die geschlechtsspezifisch unter- schiedlichen Durchschnitte hat. 85 Leistungen in Lesen und Mathematik nach Geschlecht, PISA 2009 Quelle: Hof & Wolter, 2012 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Jungen Mädchen gute Leistungen in Lesen und Mathematik gute Leistung in Mathematik und schlechte Leistungen im Lesen mittlere Leistung in Lesen und Mathematik gute Leistung im Lesen und schlechte Leistung in Mathematik schlechte Leistung in Mathematik und Lesen Mädchen Knaben Untersucht man die oben geschilderte geschlechtsspezifische Leistungsdif- ferenz in Hinblick auf die Nachhilfequote, stellt man fest, dass bei einseitiger Sprachkompetenz (mehr Mädchen) deutlich häufiger Nachhilfeunterricht in Mathematik besucht wird. Hingegen wird bei einseitiger Mathematik- kompetenz (mehr Knaben) nicht häufiger auf Nachhilfe in der Unterrichts- sprache zurückgegriffen ( Grafik 86 ). Diese unterschiedlichen Strategien der Geschlechter zur Defizitbehebung könnten damit zusammenhängen, dass einseitig sprachkompetente Mädchen die höheren Mathematikleistungen benötigen, um sich ihren Wunsch nach einem Übertritt in eine allgemein- bildende Schule auf der Sekundarstufe II erfüllen zu können, während die einseitig mathematisch kompetenten Knaben eher eine technisch-indus trielle berufliche Grundbildung anstreben und dafür anscheinend keine Ver- besserung ihrer sprachlichen Kompetenzen für notwendig halten. Leistungsunterschiede nach Migrationsstatus Ein Blick auf die PISA-Leseleistung von Jugendlichen mit Migrationshin- tergrund (mindestens ein Elternteil im Ausland geboren) zeigt, dass diese Schülerinnen und Schüler 2009 im Durchschnitt 37 Punkte mehr erreicht 86 Differenz zur durchschnittlichen Nachhilfequote nach Geschlecht, PISA 2009 Quelle: Hof & Wolter, 2012 Abweichung in Prozentpunkten -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 MädchenKnaben Mathematik Fremdsprache Testsprache Lesebeispiel: Der Anteil der Knaben, die Nachhilfe in Mathe- matik besuchen, liegt vier Prozentpunkte tiefer als im Durchschnitt.