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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2014 DE

87 Bildungsbericht Schweiz | 2014 Sekundarstufe I  Kontext de des Jahrtausends stark gewandelt haben ( Tabelle 67 ). Grund dafür ist die Veränderung der Migrationspolitik der Schweiz ab Mitte der 1990er Jahre. Nachdem die Politik zuvor praktisch ausschliesslich auf schlecht qualifizierte Arbeitskräfte gesetzt hatte, wurde sie nach 1995 durch eine ersetzt, welche potenziellen Arbeitnehmern aus dem EWR-Raum praktisch die Personen- freizügigkeit garantierte, während Einwanderer aus allen anderen Ländern Restriktionen unterworfen wurden, so dass sie nur noch in Ausnahmefäl- len eine Arbeitsbewilligung erhielten. Die neue Immigra­tionspolitik, die durch das Freizügigkeitsabkommen mit der EU ergänzt wurde, begünstigte eine Einwanderung höher qualifizierter Fachkräfte mit entsprechenden Bil- dungsabschlüssen, was sich auch auf die soziodemografische Zusammenset- zung der Schweizer Schulen auswirkte. Ein Vergleich der PISA-Stichprobe 2000, in der sich die neue Politik noch nicht niedergeschlagen hatte, mit der Stichprobe 2009 (Cattaneo & Wolter, 2012) zeigt diese Veränderungen schon sehr deutlich, obwohl die jugendlichen Migrantinnen und Migranten erster Generation, die in PISA 2009 getestet wurden, nur gerade den ersten Jahr- gang darstellen, der nach der Änderung der Migrationspolitik in die Schweiz gekommen war. Es ist somit zu erwarten, dass die nächsten PISA-Tests wei- tere Veränderungen und Verbesserungen bei den Migrantinnen und Migran- ten zeigen werden. 67  Veränderung der soziodemografischen Merkmale der Migranten und Migrantinnen erster Generation, Vergleich der PISA-Stichproben 2000 und 2009, in Prozent Quelle: Cattaneo & Wolter, 2012 Schülermerkmale PISA-Stichprobe 2000 (N = 678) PISA-Stichprobe 2009 (N = 1095) Eltern mit tertiärem Bildungsabschluss 25 45 Fremdsprachigkeit 80 66 Neben der Veränderung in der sozioökonomischen Herkunft, war die neue Einwanderung auch mit einem Rückgang des Anteils fremdsprachiger Ju- gendlicher verbunden, welcher sich ebenfalls vorteilhaft auf die Zusammen- setzung der Schulen auswirkte. In vielen Schulen der Sekundarstufe I sank der Anteil fremdsprachiger Schülerinnen und Schüler unter die Schwelle von 20% ( Grafik 68 ), ab welcher ein negativer Einfluss auf die schulischen Leistungen zu befürchten ist (Coradi Vellacott, Hollenweger, Nicolet et al., 2003). Somit dürfte der Anteil der Klassen mit hoher Herkunftsheterogeni- tät eher gesunken sein, trotz des Anstiegs des Prozentsatzes Jugendlicher mit Migrationshintergrund, der von 20,7 auf 23,5% stieg (OECD, 2011c). Eine kulturell und muttersprachlich heterogene Schülerschaft ist eine der grössten didaktischen und sozialen Herausforderungen der Schule und ver- langt einen differenzierten und individualisierten Unterricht. Unterstützende Massnahmen verlangen in der Regel auch zusätzliche Ressourcen. Im Kanton Zürich werden bspw. zusätzliche finanzielle Ressourcen im Rahmen des Pro- jekts QUIMS (Qualität in multikulturellen Schulen) eingesetzt. An Genfer Schulen besteht ein vergleichbares Projekt, «Réseaux d’enseignement priori- taire» (REP) genannt. Zur Erreichung des Ziels, das Schulversagen zu reduzie- ren, verfügen sogenannte REP-Schulen über zusätzliche Kapazitäten vor allem im personellen Bereich ( Kapitel Vorschul- und Primarstufe, Seite 57 ). Migrationshintergrund Personen mit oder ohne Migrations­ hintergrund können auf sehr unter­ schiedliche Art und Weise definiert werden. In Tabelle 67 werden Migranten der ersten Generation dargestellt. Bei solchen handelt es sich hier um Personen, die selbst und deren beide Elternteile im Ausland geboren wurden. Als fremd­ sprachig werden jene Migrantinnen und Migranten der ersten Generation bezeich- net, die im Elternhaus eine andere Sprache sprechen als die von PISA ver- wendete Testsprache (Unterrichtssprache). 68  Schulen mit tiefem, mittlerem und hohem Anteil Fremdsprachiger (PISA 2000 und 2009) Quelle: Cattaneo & Wolter, 2012 0% 20% 40% 60% 80% 100% >40% 20-40 <20% 20092000  <20%  20–40%  >40%

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