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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2014 DE

skbf | csre  Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung 104 Equity  Sekundarstufe I haben als im Jahr 2000. Bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund stieg die durchschnittliche Leistung nur um rund 2 Punkte. Dennoch beträgt die Leistungsdifferenz zwischen diesen beiden Gruppen 48 Punkte (OECD, 2011c). Betrachtet man die Jugendlichen mit Migrationshintergrund erster und zweiter Generation ( Kontext, Seite 86 ) etwas genauer, stellt man fest, dass sie sich in Bezug auf die Steigerung ihrer Leseleistung deutlich un- terscheiden. Bemerkenswert ist die Leistungssteigerung von 43 Punkten bei den Migrantinnen und Migranten der ersten Generation. Fast drei Viertel ihrer Leistungssteigerung führen Cattaneo und Wolter (2012) auf beobacht- bare Veränderungen des sozioökonomischen Hintergrunds dieser Jugendli- chen zurück ( Grafik 87 ) und bestätigen somit frühere Untersuchungen, die schon mit den PISA-Daten des Jahres 2000 zeigten, dass die Unterschiede in den schulischen Leistungen zwischen einheimischen Schülerinnen und Schülern und solchen mit Mi­grationshintergrund praktisch vollständig auf soziodemografische Faktoren des Elternhauses zurückzuführen sind (Meu- nier, 2011). Mit anderen Worten, auch einheimische Jugendliche erzielten keine besseren schulischen Resultate in PISA-Tests, hätten sie eine ähnliche soziodemografische Herkunft wie Jugendliche mit Migrationshintergrund. Bezüglich Equity kann deshalb gefolgert werden, dass es weniger der Migra­ tionshintergrund als vielmehr die soziodemografische und -ökonomische Herkunft ist, welche Unterschiede in den schulischen Chancen begründet. Der Migrationsstatus eines Kindes hat aber einen Einfluss darauf, ob es bezahlte Nachhilfe besucht. Entscheidend für den Vergleich von Ju­gend­­ lichen mit und ohne Migrationshintergrund ist auch die zuhause ge­­spro­ chene Sprache. Migrantinnen und Migranten, die zuhause nicht die Test- sprache sprechen, weisen die höchste Nachhilfequote auf (Hof & Wolter, 2012). Der Unterschied zwischen der Nachhilfequote der nicht fremdspra- chigen Migranten und derjenigen von einheimischen Jugendlichen lässt sich mit den Ausbildungswünschen erklären. Nicht fremdsprachige Migranten haben häufiger die Absicht, ihre Kinder eine allgemeinbildende Schule auf der Sekundarstufe II besuchen zu lassen, und sind dafür bereit, in bezahl- te Lernunterstützung zu investieren. ( Kapitel Gymnasium, Seite 141  ). Sozioökonomischer Hintergrund und Leistungen in PISA 2009 In der Schweiz hat sich der Einfluss der sozialen Herkunft der Schülerinnen und Schüler auf ihre Leseleistungen in den PISA-Tests seit der Erhebung 2000 nicht signifikant verringert (OECD, 2011c). Nach wie vor unterschei- den sich die Kantone hinsichtlich des Einflusses der sozioökonomischen Herkunft auf die individuelle Leistung deutlich ( Grafik 88 ). Tendenziell ist der Zusammenhang zwischen der sozialen Herkunft der Schülerinnen und Schüler und den PISA-Ergebnissen in den Kantonen der französisch- sprachigen Schweiz und im Tessin geringer. Der stärkere Einfluss in den deutschsprachigen Kantonen erklärt sich teilweise durch eine spezifische Migrationspopulation, d.h. der Einfluss der sozialen Herkunft verringert sich bei Berücksichtigung der Muttersprache. Kantone, die eine grosse durch die sozioökonomische Herkunft bedingte Leistungsvarianz aufweisen, erzielen im Durchschnitt nicht die besseren Leistungen. Problematisch sind deshalb vor allem die Ergebnisse der Kantone im Quadranten IV, welche einen über- durchschnittlichen sozioökonomischen Einfluss auf die individuellen Leis- tungen bei gleichzeitig unterdurchschnittlichen Kantonsleistungen zeigen. 87  Leistungssteigerung der Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund in Lesen, PISA 2000/2009 Quelle: Cattaneo & Wolter, 2012 0 10 20 30 40 50 unerklärter Anteil Erklärter Anteil Migration 2. Generation Migration 1. Generation ohne Migrations- hintergrund PISA-Punkte   erklärter Anteil   unerklärter Anteil Ohne Migrationshintergrund: Personen, die selbst und deren beide Elternteile in der Schweiz geboren wurden Migrantinnen und Migranten erster Generation: Personen, die selbst und deren beide Elternteile im Ausland geboren wurden Migrantinnen und Migranten zweiter Generation: Personen, die selbst in der Schweiz und deren beide Elternteile im Ausland geboren wurden. Lesebeispiel: Vom Leistungszuwachs um 43 PISA-Punkte bei Jugendlichen mit Migrationshin- tergrund der ersten Generation können rund 30 Punkte auf die besseren soziodemografischen Merkmale der Eltern zurückgeführt werden. Rund 13 Punkte können nicht dadurch erklärt werden und könnten somit auch durch eine verbesserte Leseförderung für Migrantinnen und Migranten verursacht worden sein.

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