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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2014 DE

81 Bildungsbericht Schweiz | 2014 Vorschul- und Primarstufe  Equity Die familiären und schulischen Prozesse, welche die unterschiedliche Leis- tungsentwicklung bewirken, sind wenig erforscht. Neben der Beobachtung eines je nach sozialer Herkunft unterschiedlichen Lern- und Sozialverhal- tens, das zu den von der Schule vorausgesetzten Lern- und Verhaltensan- forderungen mehr oder weniger passt, steht auch die unterschiedliche Be- herrschung der Bildungssprache als wichtige Voraussetzung schulischen Lernens im Fokus (siehe bspw. Jünger, 2008; Isler & Künzli, 2009). Was die Vorbereitung der Vorschulkinder auf die in der Schule verwendete Bildungs- sprache anbelangt, weisen Forschungsergebnisse auf Entwicklungsbedarf im Bereich der Vorschuldidaktik hin (Thévenaz-Christen, 2005; Künzli, Isler & Leemann, 2010). 64  Lehrerurteil über kognitive Grundfähigkeiten von Schülerinnen und Schülern nach zu Hause gesprochener Sprache und Herkunft, Kanton Bern Quelle: Carigiet Reinhard, 2012 -0,50 -0,40 -0,30 -0,20 -0,10 0,00 eingeschätzte kognitive Grundfähigkeiten (Mittelwerte, z-Werte; IQ und ISEI kontrolliert) übrige Herkunft Balkan/Türkei Südwesteuropa Einheimische nur andere Sprache Deutsch und andere Sprache nur Deutsch 0,10 geschätzte kognitive Grundfertigkeiten (Mittelwerte, z-Werte; IQ und ISEI kontrolliert) Mit besonderen Schwierigkeiten im Umgang mit der Bildungssprache sind benachteiligte fremdsprachige Kinder mit Migrationshintergrund konfron- tiert. Insbesondere ein hoher Anteil mehrsprachiger Schülerinnen und Schüler auf der Klassenebene und eine höhere soziale Belastung der Schule können zu sich addierenden Faktoren zuungunsten mehrsprachiger Schü- lerinnen und Schüler führen (Dittmann-Domenichini, Khan-Bol, Rösselet et al., 2011). In der Forschungsliteratur wird daher für eine gezielte sprach- liche Förderung mehrsprachiger Schülerinnen und Schüler (ebd.) und für eine durchgängige Sprachförderung über alle Stufen und Fachbereiche hin- weg plädiert (siehe bspw. Gogolin, Dirim, Klinger et al., 2011). Dies würde allerdings eine gute Diagnosekompetenz der Lehrpersonen voraussetzen. Letztere wurde in einer Studie in dritten Primarklassen im Kanton Bern untersucht (Carigiet Reinhard, 2012). Dabei zeigte sich, dass Lehrpersonen die Leistungsfähigkeit mehrsprachiger Schülerinnen und Schüler im Fach Deutsch unterschätzen, insbesondere wenn sie zu Hause kein Deutsch spre- chen. Auch die kognitiven Grundfähigkeiten mehrsprachiger Schülerinnen und Schüler unterschätzten die Lehrpersonen, insbesondere wenn diese aus dem Balkan oder der Türkei stammten (ebd.; Grafik 64 ). Die Unterschät- zung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund und aus benachteiligten Familien trägt dazu bei, dass diese bspw. in Programmen der Begabungs- und Begabtenförderung untervertreten sind (Stamm, 2009). Lesebeispiel: Bei gleichem IQ und gleicher sozioökonomischer Herkunft werden Schülerin- nen und Schüler gewisser Herkunftsregionen und solche, die zu Hause kein Deutsch sprechen, von ihren Lehrpersonen bezüglich ihrer Intelligenz im Vergleich zu einheimischen Schülerinnen und Schülern und solchen, die zu Hause nur Deutsch sprechen, tiefer eingeschätzt.

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