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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2014 DE

59 Bildungsbericht Schweiz | 2014 Vorschul- und Primarstufe  Kontext (Betreuung) durch Erwachsene (Wustmann Seiler & Simoni, 2012). Dass der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung wachsende Aufmerk- samkeit entgegengebracht wird, ist nicht zuletzt auf internationale For- schungsergebnisse zurückzuführen, die zum einen den Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und familialem Hintergrund aufzeigen und zum andern positive Effekte familienergänzender und -unterstützender Angebo- te von hoher Qualität für die kognitive und nicht kognitive Entwicklung ins- besondere benachteiligter Kinder nachweisen können (Burger, 2010; NESSE, 2009; Felfe & Lalive, 2012; für einen kritischen Überblick siehe auch Schlotter & Wößmann, 2010). Aber auch der demografische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Wan- del hat zur Folge, dass die Nachfrage nach familienergänzenden Angeboten der frühkindlichen Bildung, Betreuung und Erziehung zwecks einer besse- ren Vereinbarkeit von Familie und Beruf stetig gestiegen ist ( Kapitel Rah- menbedingungen des Bildungswesens, Seite 23 ). Um den Mangel an Be­treu­­ ungsplätzen zu mildern, lancierte der Bund 2003 ein zunächst auf acht Jahre befristetes und dann bis 2015 verlängertes Finanzhilfeprogramm für familien­ ergänzende Kinderbetreuung. Im Rahmen dieses Impulsprogramms konn- ten in neun Jahren Laufzeit (bis 2012) 35’600 neue Plätze geschaffen werden, davon rund 18’600 in Kindertagesstätten (Stand: Februar 2012). Diese neuen Plätze sind, anteilsmässig pro 100 Kinder im Alter bis zu 4 Jahren gerechnet, unterschiedlich auf die Kantone verteilt; der grösste Zuwachs erfolgte in den Kantonen Basel-Stadt, Genf, Waadt, Zug und Zürich, die geringste Zunah- me verzeichneten Appenzell Innerrhoden, Graubünden, Obwalden und Uri ( Grafik 41 ). Trotz des beschriebenen Zuwachses besteht ein Mangel vor allem an kostengünstigen institutionellen Betreuungsplätzen. Diese Situation führt dazu, dass für sozial Benachteiligte der Zugang zu Angeboten der familien­ ergänzenden Kinderbetreuung erschwert ist (Schlanser, 2011; Schmid, Kriesi & Buchmann, 2011). Keller und Grob (2010) zeigten anhand einer Elternbe- fragung in Basel und Umgebung, dass Kinder mit Migrationshintergrund, die am meisten vom Kontakt mit deutschsprachigen Kindern profitieren könnten, die schlechtesten Zugangschancen zu familienergänzenden An- geboten haben ( Grafik 42 ). Doch nicht nur in quantitativer, sondern auch in qualitativer Hinsicht besteht im Frühbereich Entwicklungsbedarf. Dies ist nicht zuletzt auf die immer noch bestehende Dichotomie zwischen Bildung und Betreuung zurückzuführen (Stamm, 2010a). Der Trend geht heute dahin, dass der Bildungs­aspekt in der Betreuung stärker berücksichtigt wird und zum wich- tigen Bestandteil der Qualitätsdebatte geworden ist. Dies entspricht auch dem internationalen Verständnis (Early Childhood Education and Care). Ein von der Konferenz der kantonalen Sozialdirektorinnen und Sozialdi- rektoren SODK in Auftrag gegebener Bericht macht deutlich, dass bezüglich Vorgaben zur Qualität in der familienergänzenden Kinderbetreuung in den Kantonen erhebliche Unterschiede bestehen (Menegale & Stern, 2010). Für den Bereich Kindertagesstätten werden dabei mehr Vorgaben gemacht als für jenen der Tagesfamilien. Zum pädagogischen Konzept in Kindertages- stätten verlangt ein Teil der Kantone lediglich das Vorliegen eines solchen, während andere konkretisieren, welche Grundsätze zu beachten sind. Um die Qualität des Angebots im Frühbereich zu fördern, legte die SODK Emp- fehlungen vor, die sich auf rechtliche Grundlagen und Planung, Qualität, Fi- nanzierung sowie weitere sozial- und familienpolitische Aspekte beziehen 41  Verteilung der 2003–12 im Rahmen des Impulsprogramms geschaffenen Plätze in Kindertagesstätten auf die Kantone, Stand Februar 2012 Quelle: BSV, 2012 Neue Kindertagesplätze pro 100 Kinder zwischen 0 und 4 Jahren 0–1,4 1,41–2,6 2,61–4 > 4 42  Nutzung familienergänzender Betreuungsangebote und Deutsch­ kenntnisse (Basel und Umgebung) Quelle: Keller & Grob, 2010 0% 20% 40% 60% 80% 100% gute mittl gerin keine Krippe, Kita Spiel- gruppe noch unklar nein/ vielleicht keine Deutschkenntnisse geringe Deutschkenntnisse mittlere Deutschkenntnisse gute Deutschkenntnisse Lesehilfe: Die Grafik zeigt, ob Familien mit unterschiedlichen Deutschkenntnissen im Zeitpunkt der Befragung familienergänzende Betreuung in Aussicht hatten und welche Einrichtung sie zu nutzen beabsichtigten.

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