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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2014 DE

75 Bildungsbericht Schweiz | 2014 Vorschul- und Primarstufe  Effektivität schulisches Vorwissen, und mithin auch ein schulnaher Lern- und Sozial- habitus, der eng mit der Bildungsnähe des Elternhauses zusammenhängt. Die vom Bundesamt für Statistik bis zum Schuljahr 2009/10 ausgewiese- ne Repetitionsquote hat sich, über die ganze obligatorische Schule betrach- tet, seit 2004 bei 2,4% eingependelt und setzt sich aus stabilen und mobilen Repetitionen im Verhältnis von 2:1 zusammen. Die Quote liegt auf der Pri- marstufe tiefer als auf der Sekundarstufe, und mobile Repetitionen spielen auf der Primarstufe noch eine zu vernachlässigende Rolle. Die Repetitions- quote lag im Schuljahr 2009/10 bei 1,6% mit einer Spannweite zwischen den Kantonen von 0,5% (Appenzell Ausserrhoden) bis 3,3% (Waadt). Detail- liertere Auswertungen zeigen, dass in allen Kantonen mit Ausnahme Solo- thurns die Repetitionsquoten der Knaben höher sind als jene der Mädchen (Criblez, Imlig & Montanaro, 2012). Dem Indikatorenbericht für den Kanton Waadt lässt sich entnehmen, dass neben den Knaben insbesondere ausländi- sche Schülerinnen und Schüler wesentlich stärker von Repetitionen betrof- fen sind (Stocker, 2010). Nachdem bereits frühere Studien (Bless, Schüpbach & Bonvin, 2004; Daeppen 2007) keine positiven oder sogar negative Lang- zeitwirkungen von Klassenwiederholungen ergaben, zeigte auch eine Erhe- bung zur subjektiven Einschätzung von Klassenwiederholungen im Kanton Waadt, dass nur die Hälfte der Repetierenden eine Klassenwiederholung in der Primarschule als langfristig wirksam einschätzten und gehäuft von Ge- fühlen der Entmutigung und Abwertung im Zusammenhang mit der Klas- senwiederholung berichteten (Daeppen, 2011). Gestützt auf internationale und nationale Daten für Deutschland kommt auch Klemm (2009a) zu einer kritischen Beurteilung der Effektivität von Klassenwiederholungen. In der Schweiz erfolgt der Übergang von der Primar- in die Sekundar- stufe I nach kantonal variierenden Vorgaben und unter unterschiedlichen Rahmenbedingungen. Dabei fallen zum einen die Leistungsbeurteilung, die Beurteilung überfachlicher Kompetenzen sowie die Elternerwartungen un- terschiedlich stark ins Gewicht. Zum andern spielt die strukturelle Ausge- staltung der Sekundarstufe I eine Rolle ( Kapitel Sekundarstufe I, Seite 85 ). Generelle Untersuchungen zum Übergang zwischen der Primarstufe und der Sekundarstufe I fehlen dementsprechend für die Schweiz. Gemäss einer Untersuchung im Kanton Bern (Neuenschwander, Gerber, Frank et al., 2012) begünstigt die Berücksichtigung von Entwicklungsstand, Arbeits- und Lernverhalten tendenziell die Mädchen beim Übertritt. Von einer engeren Orientierung an Leistung profitieren hingegen eher die Knaben, deren Ver- tretung in höheren Bildungsniveaus sich dadurch erhöht (ebd.). In der glei- chen Untersuchung konnte nachgewiesen werden, dass 20% der Jugendli- chen einem andern Niveau der Sekundarstufe I zugewiesen wurden als dies aufgrund der Noten hätte erwartet werden können. Eine tiefere Zuordnung wurde durch mangelnde Stimulation im Elternhaus oder Verhaltensproble- me begünstigt; eine höhere Zuordnung liess sich vor allem auf ungenügende Informiertheit der Eltern zurückführen (ebd.). Eine Annäherung an das Ausmass der Fehlzuteilungen am Stufenüber- gang könnten die Überlappungsbereiche der Leistungen auf der Sekundar- stufe I bilden, wie sie in einigen kantonalen Porträts zu den PISA-Untersu- chungen zur Darstellung kommen. Während nur wenige hoch kompetente Jugendliche in den Schultypus mit Grundanforderungen (Realschule) ein- geteilt werden oder dort verbleiben, finden offenbar Jugendliche mit einem tiefen Kompetenzniveau Zugang zum Schultypus mit erweiterten Anfor- derungen (Sekundarschule) und können sich dort auch halten ( Grafik 56 ). 56  Anteile Jugendliche mit tiefem Kompetenzniveau in Sekundarschule und hohem Kompetenzniveau in Realschule (PISA 2009) Daten: OECD (PISA 2009) 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% Kom Kom ZHSHSGBEARAG   Kompetenzniveau 1/2 in der Sekundarschule   Kompetenzniveau 5/6 in Realschule

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