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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2014 DE

skbf | csre  Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung 120 Kontext  Berufliche Grundbildung Konjunktur und Demografie Wie in der empirischen Analyse des Lehrstellenangebotes Mühlemann, Wol- ter & Wüest (2009) bereits festgestellt haben, wirkt sich in der Schweiz der demografische Wandel und somit das Angebot an Lehrstellensuchenden weit stärker auf die Zahl der Lehrstellen aus als die Konjunktur. Anders als in anderen Ländern wird der Konjunktureffekt in der Schweiz dadurch ge- dämpft, dass sich das Angebot der Lehrstellen auf praktisch alle Wirtschafts- zweige erstreckt, was dazu führt, dass sektorielle Konjunkturschocks von anderen Wirtschaftszweigen teilweise aufgefangen werden können. Beim jüngsten Konjunkturabschwung (2008–2009) wirkten zwei Effekte dämp- fend auf den Lehrstellenmarkt: Auf der einen Seite verzeichnete man rück- läufige Zahlen bei den Schulabgängerjahrgängen und auf der anderen Seite kompensierte bspw. das Wachstum der Lehrlingsnachfrage im Gesundheits- wesen Ausfälle bei der eher exportorientierten Industrie. Dies sind nicht zuletzt die Gründe dafür, dass in der letzten Rezessionsphase kein grösseres Ungleichgewicht auf dem Lehrstellenmarkt eintrat. Die Zahl der neu abge- schlossenen Lehrverträge sank nur gerade im Jahr 2009 um 2,8% und stieg im Folgejahr schon wieder um 2,3% an. Globalisierung Eine weitere Form des Strukturwandels ist die Internationalisierung der Firmenlandschaft als Konsequenz der wirtschaftlichen Globalisierung. Da die meisten Firmen, die in der Schweiz eine schweizerische Firma überneh- men oder hier eine Tochterfirma gründen, aus Ländern kommen, die keine grosse Tradition der betrieblich basierten Berufsbildung haben, muss un- tersucht werden, ob diese Form des Strukturwandels sich negativ auf die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe auswirkt. Derzeitige Analysen zeigen, dass sich kleinere ausländische Firmen zwar vor allem in Branchen befin- den, bei denen auch einheimische Unternehmen tiefere Ausbildungsquo- ten ausweisen, dass aber bei der Ausbildungsbereitschaft dennoch eine sig- nifikante Differenz zu den einheimischen Firmen besteht ( Grafik 99 ). Der Umstand, dass bei grösseren Firmen zwischen ausländischen und einheimi- schen Firmen kein Unterschied in der betrieblichen Qualifikationsstruktur und der Ausbildungsbereitschaft besteht, dürfte darauf zurückzuführen sein, dass Betriebe mit einem grösseren Rekrutierungsbedarf sich gar nicht we- sentlich an der Bildungsstruktur eines Landes vorbei organisieren können, da das benötigte Personal auf dem einheimischen Arbeitsmarkt schwer zu finden wäre und eine massive Rekrutierung nur über das Ausland schnell einmal sehr teuer würde. Weitere Untersuchun­gen müssen nun zeigen, ob sich kleinere ausländische Betriebe in ihrer Ausbildungsneigung deshalb von Schweizer Firmen unterscheiden, weil sie spezifisch andere Aufgaben erfül- len, die weniger Personal mit einem berufsbildenden Bildungshintergrund erfordern, oder ob sich dahinter tatsächlich eine andere Einstellung zur Be- rufsbildung verbirgt. Ausbildungswahrscheinlichkeit für ausländische Firmen in der Schweiz Eine Analyse der Ausbildungsbereit- schaft von Schweizer Firmen und von ausländischen Firmen in der Schweiz (siehe Mühlemann, 2013) zeigt, dass sich diese Bereitschaft nur bei Betrieben mit weniger als 50 Angestellten unterscheidet ( Grafik 99 ), dass sich die Ausbildungs­ intensität zwischen den ausbildenden Be- trieben nicht unterscheidet und dass bei Besitzerwechseln in der Regel kurzfristig keine Änderung der Ausbildungsstrategie festgestellt werden kann. 99  Ausbildungsquoten von Schweizer und internationalisierten Firmen in der Schweiz, nach Firmengrösse, 2009 Quelle: Mühlemann, 2013 0% 20% 40% 60% 80% 100% Internationale Schweizer >10050–9910–491–9   Schweizer Firmen   internationalisierte Firmen

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