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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2014 DE

skbf | csre  Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung 284 Einleitung  Kumulative Effekte (etwa der Freundeskreis) oder Freizeitaktivitäten1 als Bestimmungsfakto- ren für die Entwicklung von nichtkognitiven Fähigkeiten im Vordergrund stehen. Geht man davon aus, dass nichtkognitive Fähigkeiten nicht einfach nur angeboren sind, sondern in ihren Ausprägungen beeinflusst werden können, dann stellt sich die Frage, ob diese eher früh im Leben ausgebildet werden oder ob sie sich auch im Erwachsenenalter noch verändern können (Heckman & Carneiro, 2003; Cunha, Heckman & Schennach, 2010). Einige Stu­dien gehen davon aus, dass nichtkognitive Fähigkeiten bis zum Teen- ageralter geformt werden (Cunha, Heckman & Lochner, 2006; Heckman & Masterov, 2007; Almond & Currie, 2011), andere Studien postulieren gar ei- ne Manipulierbarkeit nichtkognitiver Fähigkeiten bis ins hohe Alter. Aller- dings ist die empirische Evidenz für Letzteres noch spärlich. Selbst wenn die nichtkognitiven Fähigkeiten und Kompetenzen in jedem Alter verbessert und erweitert werden können, stellt sich – wie bei den kognitiven Fähigkei- ten – immer auch die Frage nach dem optimalen Zeitpunkt: Wann ist es am effizientesten, in die Entwicklung dieser Fähigkeiten zu investieren? Auf der Basis des Arguments der sogenannten «Eigenproduktivität», laut dem der Kompetenzerwerb im späteren Leben durch schon früh erworbene Fähig- keiten verstärkt wird, geht man in der Regel davon aus, dass eine möglichst frühe Investition immer effizienter ist als eine spätere Investition. Aufgrund der grossen Bedeutung von sehr frühen Investitionen in nicht- kognitive Fähigkeiten hat das familiäre Umfeld in der Forschung bislang eine deutlich grössere Aufmerksamkeit erhalten als das schulische. Und zwar auch als Ort möglicher staatlicher Interventionen zur Beeinflussung nicht- kognitiver Fähigkeiten. Deshalb wird die Förderung von nichtkognitiven Fähigkeiten denn auch viel häufiger im Rahmen von familien- und sozial- politischen Massnahmen als von bildungspolitischen Eingriffen diskutiert. Kognitive und nichtkognitive Fähigkeiten beeinflussen sich in der Ent- stehung zu einem nicht unwesentlichen Teil auch gegenseitig (Deke & Haim- son, 2006). So können niedrige kognitive Kompetenzen weniger erwünschte Persönlichkeitseigenschaften verstärken oder geringe nichtkognitive Fähig- keiten (wie Ungeduld oder starke Risikoaversion, siehe Dohmen, Falk, Huff- man et al., 2010) die Entwicklung von schulischen Leistungen behindern (siehe etwa Duckworth & Seligman, 2006). Wie der direkte Einfluss nicht- kognitiver Fähigkeiten auf schulische Leistungen ist mittlerweile der Ein- fluss der nichtkognitiven Kompetenzen auf die Dauer der Bildungslaufbahn empirisch belegt (siehe etwa Jacob, 2002, oder Segal, 2008). Personen mit spezifischen Ausprägungen in den nichtkognitiven Fähigkeiten weisen bei gleich guten kognitiven und schulischen Leistungen jeweils eine grös­sere Wahrscheinlichkeit auf, höhere Bildungsabschlüsse anzustreben und auch zu erlangen. Trotz des starken Fokus auf der Familie gibt es durchaus auch For- schungsarbeiten, welche den Einfluss institutioneller Eigenschaften des Bil- 1  Felfe, Lechner und Steinmayr (2011) zeigen mit Daten aus Deutschland, dass die Mitglied- schaft in einem Sportverein während der Kindergarten- und Primarschulzeit nicht nur die kognitiven Fähigkeiten (Schulnoten) verbessert, sondern sich auch positiv auf nichtkogni- tive Eigenschaften auswirkt. So können z.B emotionale und verhaltensbezogene Probleme wie Hyperaktivität, asoziales Verhalten und Probleme mit Freunden reduziert werden. Die- se nichtkognitiven Eigenschaften wiederum haben einen positiven Einfluss sowohl auf die schulische Laufbahn als auch auf die Outcomes im privaten wie im arbeitsmarktlichen Um- feld.

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