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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2014 DE

119 Bildungsbericht Schweiz | 2014 Berufliche Grundbildung  Kontext teil sein kann, dann nämlich, wenn so gewisse wirtschaftliche Aktivitäten bewahrt werden können, welche, wenn nur die Bedürfnisse der Bildungs- nachfragenden bestimmend wären, ansonsten vorschnell in andere Länder verlagert würden. Dass aber Innovation und Berufsbildung keine Gegensätze sein müssen, zeigt auch eine neue Schweizer Studie mit Firmendaten über Innovationsaktivitäten (siehe Hollenstein & Stucki, 2012). Grundsätzlich kann gesagt werden, dass die potenziell negativen Folgen des Strukturwandels auf Arbeitskräfte mit einer Berufsbildung auch ent- scheidend davon abhängen, wie viel ihrer Kompetenzen lediglich berufs- spezifisch verwendet werden können und wie viel der in einer beruflichen Grundbildung vermittelten Kompetenzen auch in anderen Berufen einge- setzt werden könnten. Diese Frage ist zwar empirisch schwer zu beantwor- ten, aber Untersuchungen zeigen, dass bei einem kurzfristigen Berufswech- sel ein Grossteil der Kompetenzen nach der Lehre auch in andere Berufe übertragbar ist (Müller & Schweri, 2009, oder Pfeifer, Schönfeld, Wenzelmann, 2011). Schliesslich ist auch auf den Strukturwandel in der Unternehmensland- schaft hinzuweisen, der sich in der Zahl, der Grösse und dem Spezialisie- rungsgrad der Unternehmen ausdrückt. Eine fortschreitende Arbeitsteilung zwischen den Firmen, eine grössere Tendenz zu Selbständigerwerbenden oder Kleinbetrieben und andere Faktoren können bspw. dazu führen, dass die Zahl der für eine Ausbildung geeigneten Betriebe sich stark verändert und somit die Ausbildungsbereitschaft in gewissen Sektoren oder Berufen in Mitleidenschaft gezogen wird. So finden Müller und Schweri (2012) in ih- rer Analyse der Ausbildungsbereitschaft der Betriebe auf der Basis der Be- triebszählungen, dass ein Teil des Sinkens der Ausbildungsquote von rund 23% (1985) auf 18,4% (2008) darauf zurückzuführen ist, dass die Zahl der sehr kleinen Betriebe im selben Zeitraum stark angewachsen ist. Zudem ist ein grosser demografischer Wandel in der Unternehmenslandschaft (viele Neu- gründungen, viele Konkurse) der Ausbildungsbereitschaft leicht abträglich. Die grossen Unterschiede in den Ausbildungsquoten bei neu gegründeten Unternehmen von gerade mal 6,5% in den ersten vier Jahren und 23,8% bei Betrieben, die schon länger als zehn Jahren existieren, sind allerdings nur teilweise auf das Alter der Betriebe, mehrheitlich aber auf andere Merkma- le zurückzuführen. Daneben lässt sich aber auch ein grösserer Anteil von Wechselausbildnern feststellen, d.h. Betriebe, die einmal ausbildend sind, dann wieder nicht und dann vielleicht wieder in die Ausbildung einsteigen ( Grafik 98 ). Mit anderen Worten, die Firmenlandschaft teilt sich, entgegen häufig geäusserten Vermutungen, über die Zeit gesehen nicht stabil in aus- bildende und nicht ausbildende Betriebe. Ebenfalls negativ auf die Ausbildungsbereitschaft kann sich die geogra- fische Lokalisierung der Betriebe auswirken, namentlich wenn sich geogra- fisch auf engem Raum viele Firmen finden, die dieselben wirtschaftlichen Tätigkeiten ausüben. Diese Clusterbildung mag aus betriebswirtschaftlichen Gründen von Vorteil sein und für ausgelernte Fachkräfte die Möglichkeit er- öffnen, ihre Fähigkeiten bei verschiedenen Arbeitgebern einzusetzen, damit steigt aber für die ausbildungsinteressierten Firmen auch die Gefahr, dass teuer ausgebildete Arbeitskräfte abgeworben werden und somit die Inves- tition «verloren» geht. In Berufen, die durchschnittlich eher mit Nettokos- ten für den ausbildenden Betrieb verbunden sind, kann deshalb für solche Regionen ein negativer Einfluss auf die Ausbildungsbereitschaft festgestellt werden (siehe Mühlemann & Wolter, 2011). 98  Ausbildende Betriebe im Wandel der Zeit, 1985–2008 Anfangsbestand ausbildender Unternehmen 1985: 72’744 Unternehmen; Veränderungen jeweils gegenüber der Vorerhebung Quelle: Müller & Schweri, 2012 0 10 20 30 40 50 60 70 80 11995 –80 –70 –60 –50 –40 –30 –20 –10 0 20082005200119981995  Marktaustritt   Aufgabe der Ausbildung  Markteintritt   Aufnahme der Ausbildung   Weiterbestand aus Vorerhebung Lesebeispiel: 1995 waren rund 55’000 Betriebe ausbildend, was einer Abnahme gegenüber 1985 um rund 18’000 Betriebe entsprach. Von den 1985 ausbildenden Firmen waren jedoch rund 40’000 Betriebe aus der Ausbildung entweder durch Marktaustritt oder Aufgabe der Ausbildung verschwunden. Diese Austritte konnten allerdings zu etwas mehr als die Hälfte durch neu gegründete Firmen oder früher nicht ausbil- dungsaktive Firmen ersetzt werden.

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