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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2014 DE

skbf | csre  Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung 282 Einleitung  Kumulative Effekte Einleitung Der Begriff «kumulativ» in diesem Kapitel ist in mehrfachem Sinne zu ver- stehen. Zum einen werden im Folgenden die Investitionen in Bildung und der Erwerb von Bildung unter dem Aspekt ihrer Akkumulation betrach- tet. «Kumulativ» wird dabei sowohl zeitlich, d.h. über die ganze Bildungs- laufbahn hinweg, verstanden als auch in dem Sinn, dass es sich nicht nur um den Bildungserwerb während der formalen (schulischen) Bildung han- delt, sondern auch um den Erwerb von Bildung ausserhalb der Schule. Zu- sätzlich zu den Betrachtungen, die schon im Bildungsbericht von 2010 an- gestellt wurden, wird im vorliegenden Bericht ein besonderer Fokus auf die sogenannten «nichtkognitiven» Fähigkeiten und Kompetenzen gelegt ( Marginalie), deren Bedeutung für den Bildungs- und Lebenserfolg durch die empirische Forschung immer stärker betont wird. Neben der Betrach- tung des kumulierten Kompetenzerwerbs widmet sich dieses Kapitel zum andern auch der Betrachtung der kumulierten Bildungserträge, welche auf der individuellen Ebene sowohl monetäre Erträge wie nichtmonetäre Ef- fekte (Glück, Zufriedenheit oder Gesundheit) umfassen und auf der gesell- schaftlichen Ebene neben den fiskalischen Erträgen ebenfalls nichtmonetäre Effekte wie bspw. eine funktionierende Demokratie. Das Denkmodell für dieses Kapitel ist in der Grafik 269 schematisch zusammengefasst. Kognitive und nichtkognitive Fähigkeiten Der Erwerb von sowohl kognitiven wie nichtkognitiven Fähigkeiten und Eigenschaften wird durch mehrere Faktoren begünstigt: solche der Familie, des weiteren sozialen Umfelds und – für diesen Bericht am wichtigsten – der Schule. Kognitive und nichtkognitive Fähigkeiten sind dabei stark korreliert, und es ist nicht immer klar, wie sehr diese Korrelation lediglich auf den Ein- fluss eines oder den simultanen Einfluss mehrerer Bestimmungsfaktoren zurückzuführen ist (so kann bspw. ein gutes familiäres Umfeld gleichzeitig die Motivation als nichtkognitive Eigenschaft wie auch die Lesefähigkeit als kognitive Fähigkeit fördern) oder wie sehr sich kognitive und nichtkognitive Fähigkeiten letztlich gegenseitig kausal beeinflussen. 269  Denkmodell kumulative Effekte Daten: SKBF Familie, Schule, Gesellschaft, Institutionen, Arbeitswelt kognitive Fähigkeiten, z.B. IQ, Lese-, Schreib- und Rechenfähigkeiten nichtkognitive Fähigkeiten, z.B. Persönlichkeits- eigenschaften monetäre Outcomes, wie etwa: Erwerbstätigkeit, Löhne, fiskalische und gesellschaftliche Renditen nichtmonetäre Outcomes, wie etwa: Gesundheit, Glück und Wohl- befinden, Gesetzeskonformität, soziale Partizipation, umwelt- schonendes Verhalten Für die sogenannten nichtkognitiven Fähigkeiten gibt es keine allgemeingülti- ge Definition. Weder in der Theorie noch in der Empirie sind einheitliche Konzepte gebräuchlich, nach welchen sich kognitive und nichtkognitive Fähigkeiten genau unterscheiden liessen. Meistens sind mit nichtkognitiven Fähigkeiten Dinge wie Persönlichkeits- oder Charaktereigen- schaften (wie bspw. Emotionen, Selbst- kontrolle oder Sozialkompetenzen, auch Einschubtext) gemeint, während unter den Begriff der kognitiven Fähigkei- ten neben der Intelligenz vor allem schulisch definierte und vermittelte Kompetenzen wie Lese- oder Rechen­ fähigkeiten fallen. All diese Unterschei- dungen sind zu einem gewissen Grade immer arbiträr, da man sich nur wenige Fähigkeiten vorstellen kann, welche nicht zumindest teilweise auch durch kognitive Prozesse bestimmt und gesteuert werden. Weiter können kognitive und nichtkogni- tive Fähigkeiten auch nicht in sogenannte schulisch und nichtschulisch erworbene Kompetenzen unterteilt werden, da viele Kompetenzziele der Schule explizit auch Persönlichkeitsmerkmale einschliessen, die in der Forschungsliteratur als nichtkognitive Aspekte bezeichnet werden. Die Frage, ob es sich bei den nichtkognitiven Fähigkeiten um stabile und somit unveränderliche Persönlich- keitseigenschaften handelt oder ob diese ebenso wie die kognitiven Fähigkeiten verändert werden können, ist Gegenstand andauernder wissenschaftlicher Debat- ten (siehe Borghans, Duckworth, Heckman et al., 2008). Ebenso Gegenstand laufen- der Forschung sind die Fragen der Interdependenzen und Interaktionen zwischen kognitiven und nichtkognitiven Fähigkeiten.

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