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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2014 DE

287 Bildungsbericht Schweiz | 2014 Kumulative Effekte  Der Nutzen von Bildung Neueste Erkenntnisse auf der Basis der Zürcher Längsschnittstudie (siehe Häfeli, Schellenberg, Hättich et al., 2013), welche eine Kohorte von Personen seit dem Alter von 15 Jahren (im Jahr 1978) verfolgte, konnte feststellen, dass die Wahrscheinlichkeit, zwischen dem 36. und dem 49. Altersjahr noch ei- nen beruflichen Statusaufstieg zu erreichen, sowohl mit der im Alter von 15 Jahren gemessenen verbalen Intelligenz erklärt werden kann als auch mit der im Jugendalter gemessenen Gewissenhaftigkeit (einer der fünf Dimensionen der sogenannten Big Five). Eine Neuerung bei der Einschätzung des Einflusses von Bildung auf die Erwerbschancen, die in der Forschung seit der letzten Dekade vermehrt be- rücksichtigt wird, ist jene, dass bei Arbeitsstellen zwischen Routine- und Nicht-Routine-Arbeiten unterschieden werden muss. In der Vergangenheit hatte das Augenmerk lediglich auf der Unterscheidung zwischen manuellen und kognitiven Tätigkeiten gelegen. Bei manuellen Tätigkeiten wurde ein stetiger Rückgang der Arbeitsplätze aufgrund der Möglichkeiten des Ersat- zes durch Maschinen oder der Verlagerung in Entwicklungsländer beobach- tet. Dies führte zur Forderung, bei der Bildung vermehrt in die Entwicklung von kognitiven Fähigkeiten zu investieren, da für manuelle Fähigkeiten bald keine Anstellungen mehr zu finden seien. Nun zeigt sich, dass nicht die Un- terscheidung in manuelle und kognitive Tätigkeiten entscheidend ist, son- dern dass sowohl bei manuellen als auch bei kognitiven Tätigkeiten Routine- und Nicht-Routine-Tätigkeiten vorkommen können und dass nur letztere – und dies unabhängig davon, ob es sich manuelle oder kognitive Tätigkeiten handelt – einen gewissen Schutz vor Rationalisierungen durch Technologie oder vor Auslagerungen bieten (siehe bspw. Autor, Levy & Murnane, 2003; Goos & Manning, 2007; Goos, Manning & Salomons, 2011; Michaels, Natraj & van Reenen, 2010). Während die Unterteilung in manuelle und kognitive Fähigkeiten in der Regel mit wenig und viel formaler Bildung gleichgesetzt werden konnte, impliziert die neue Unterscheidung auch ein Risiko für for- mal hoch und lange gebildete Personen, macht sie doch Gefährdungen auch in Berufen sichtbar, für deren Ausübung man sich lange ausbilden muss- te. Dieses Risiko besteht für sehr gut ausgebildete Personen weniger in Er- werbslosigkeit, da sie immer auch Arbeiten mit tieferen Qualifikationsanfor- derungen annehmen können, sondern eher in einem grösseren Lohnrisiko; diese Entwicklungen führen dazu, dass sich vor allem bei gut ausgebildeten Erwerbspersonen eine grosse Lohnspreizung einstellen kann ( Grafik 272 ). Löhne Unterschiede bei der Bildung verändern nicht nur die Wahrscheinlichkeit, überhaupt zu arbeiten, sondern auch den durch die Erwerbsarbeit erzielba- ren Lohn. Die bildungsabhängigen Lohnunterschiede erklären sich einerseits durch die zwischen unterschiedlich ausgebildeten und somit unterschied- lich kompetenten Personen bestehenden Produktivitätsunterschiede und andererseits dadurch, dass aus Gründen der technologischen Ausstattung produktivere Stellen eher an gut qualifizierte Personen vergeben werden. Die Lohndifferenzen, welche sich aus einer unterschiedlichen Anzahl formaler Bildungsjahre ergeben, werden als private Bildungsrenditen be- zeichnet. Dabei ist davon auszugehen, dass der Wert der formalen Schul- jahre in Form höherer Löhne regelmässig überschätzt wird, da andere nicht oder schwer beobachtbare Kompetenzen, insbesondere die nichtkognitiven

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