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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2014 DE

137 Bildungsbericht Schweiz | 2014 Berufliche Grundbildung  Equity der Chancengerechtigkeit kommen, da bei gleichen Leistungen Bewerbende aufgrund ihrer Herkunft oder ihres Geschlechtes beim Zugang zu den Lehr- stellen diskriminiert würden (siehe bspw. Fibbi, Lerch & Wanner, 2006). Eine Analyse von TREE-Daten (siehe Müller & Wolter, 2013) zeigt, dass die Betrie- be bei der Lehrstellenvergabe durchaus «objektive» Leistungsinformationen einfliessen lassen, dass sie dabei aber vor allem Bewerbende fernzuhalten versuchen, die objektiv schlechtere schulische Kompetenzen aufweisen, als man angesichts ihrer Herkunft vermuten dürfte. Dem Einbezug der Infor- mationen über die «wahren» schulischen Leistungen der Bewerbenden zum Trotz, also auch wenn nicht lediglich auf die schulischen Noten geschaut wird, spielen bei gleichen Testleistungen im PISA-Test Nationalität oder die Leistungsstufe auf der Sekundarstufe I weiterhin eine Rolle für die Chance, nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit eine Lehrstelle zu finden. Ob es sich dabei um eine Diskriminierung bestimmter Jugendlicher seitens der Arbeitgeber handelt oder ob die Arbeitgeber über mehr Informationen ver- fügen, die diese Benachteiligung zu rechtfertigen vermögen, muss weitere Forschung zeigen. Kompensatorische Förderung oder Effizienz? Wenn Lernende mit unterschiedlichen Talenten und Fähigkeiten eine Lehr- stelle finden, stellt sich auch die Frage, ob die Lehrbetriebe die Lernenden alle gleichermassen fördern. Grundsätzlich haben die Lehrbetriebe die Möglich- keit, allen Lernenden, unabhängig von ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten, dasselbe Mass an Ausbildung zukommen zu lassen, oder aber sie können entweder die talentierteren Lernenden mehr fördern oder umgekehrt bei den weniger talentierteren Lernenden kompensatorisch mehr Betreuungs- aufwand leisten. Empirische Analysen zeigen (Mühlemann, Brändli & Wol- ter, 2013), dass die Betriebe bei Lehrberufen, die im Durchschnitt mit einem Nettonutzen ausgebildet werden können, eher auf eine kompensatorische Ausbildungsstrategie zurückgreifen. Hier wird also durch ein ungleiches Be- handeln versucht, eine Chancengerechtigkeit bezüglich des Lehrabschluss­ erfolges zu erreichen. Hingegen kann gezeigt werden, dass in den Berufen, in welchen die Betriebe durchschnittlich mit hohen Nettokosten ausbilden, vor allem in den technisch-industriellen Berufen, die Ausbildungsbetriebe bei unterschiedlich fähigen Lernenden eher die talentierteren unter ihnen för- dern. Diese Ausbildungspolitik, die bei schwächeren Lernenden das Risiko eines Lehrabbruchs signifikant steigert und somit aus der Sicht der Lernen- den zu ungleichen Chancen führt, ist aus der Sicht der ausbildenden Firma rational, da sie nur gewillt ist, die hohen Nettoinvestitionen in jene Ler- nenden zu steigern, die sie nach dem Lehrabschluss auch im Betrieb halten will. Diese unterschiedlichen Strategien im Umgang mit unterschiedlich ta- lentierten Lernenden zeigen aber auch, dass Rahmenbedingungen, die einer grossen Zahl von Lehrbetrieben Ausbildungen mit Nettonutzen garantieren, die beste Strategie zur Förderung von schwächeren Lernenden darstellen. Entwicklungschancen dank der Berufsbildung Berufsbildung kann aber auch zu Equity beitragen, dann nämlich, wenn sie Jugendlichen den Weg auch in weiterführende, tertiäre Ausbildungen er-

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