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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2014 DE

153 Bildungsbericht Schweiz | 2014 Gymnasium  Effektivität MINT-Fachkräftemangel Der beklagte Fachkräftemangel in MINT-Berufen ( Kapitel Tertiärstufe, Seite 167 ) wirft die Frage auf, welche Gymnasiastinnen und Gymnasiasten sich für ein MINT-Studium interessieren. Rund 60% aller Studienanfängerinnen und Studienanfänger in MINT-Studienfächern haben bereits im Gymnasium ein Schwerpunktfach im Bereich MINT besucht ( Gra- fik 132 ). Da durchschnittlich nur rund 20–30% der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten ( Institutionen, Seite 147 ) dieses Schwerpunktfach wählen, wird also der Zugang zu MINT- Studien­fächern schon durch die Schwerpunktfachwahl an den Gymnasien beschränkt. In multivariaten Analysen ( Infotext rechts) kann gezeigt werden, dass die Wahr- scheinlichkeit, dass ein MINT-Studium gewählt wird, signifikant grösser ist, wenn bereits im Gymnasium ein Schwerpunkt MINT gewählt wurde, d.h. die Schwerpunktfachabhän- gigkeit rührt nicht von anderen Faktoren her, wie bspw. dem Geschlecht. Maturandinnen mit einem Schwerpunkt MINT weisen eine deutlich tiefere Wahrscheinlichkeit auf, ein MINT-Studium zu wählen, als Maturanden, selbst bei gleichen Leistungen in Mathema- tik. Dieser Geschlechterunterschied verschwindet jedoch komplett, wenn Medizin und Pharmazie in die Definition von MINT einbezogen werden, Fächer also, welche ähnliche Kompetenzen voraussetzen wie viele MINT-Fächer. Die Untersuchungen zeigen weiter, dass die Wahrscheinlichkeit, ein MINT-Studium zu beginnen, ebenfalls positiv von der Maturanote in Mathematik abhängt, d.h. eine sehr gute Leistung in Mathematik hat einen positiven Effekt auf die Wahrscheinlichkeit eines MINT-Studiums. Umgekehrt haben Maturandinnen und Maturanden aus dem MINT- Schwerpunktfach mit tiefen Mathematiknoten eine tiefere Wahrscheinlichkeit, ein MINT- Studienfach zu wählen. Bei den anderen Schwerpunktfächern lässt sich ein positiver Effekt einer guten Mathematiknote nur für Sprachen oder PPP finden. Allerdings ist dieser Effekt relativ gering und gleicht nicht einmal 40% des schwerpunktfachspezifischen negativen Effekts aus. Um die Anzahl der MINT-Studierenden an den Hochschulen zu erhöhen, müsste im gegenwärtigen System vor allem die Anzahl Schülerinnen und Schüler in einem MINT- Schwerpunktfach erhöht werden. Eine allgemeine Erhöhung der Maturitätsquote hätte einen geringen Einfluss, wenn nur eine Minderheit ein MINT-Schwerpunktfach am Gym- nasium wählte. Eine Verstärkung des Mathematikunterrichtes in den anderen Schwer- punktfächern dürfte ebenfalls eine limitierte Wirkung zeigen, da in diesen Schwerpunkt- fächern selbst gute Mathematikleistungen die Wahrscheinlichkeit eines MINT-Studiums nur geringfügig erhöhen. Der Übertritt vom Gymnasium an die Hochschulen Übertrittsquoten als Indikatoren zur Messung der Effektivität des Gymna- siums sind mit Vorsicht zu betrachten, da in der Schweiz jeder Maturand und jede Maturandin mit einem Maturitätszeugnis von den Hochschulen zugelassen werden muss (Ausnahme: medizinische Studiengänge an den Universitäten Basel, Bern, Freiburg und Zürich und teilweise Sport- und Be- wegungswissenschaften). Drei Viertel der Maturandinnen und Maturanden treten im Anschluss ans Gymnasium in eine universitäre Hochschule ein: 40% noch im selben Jahr, gut 30% im folgenden. Danach sinken die Übertrittsquoten an Uni- versitäten auf einen einstelligen Prozentsatz. Die Sofortübertrittsquote ist in den letzten zehn Jahren stark gesunken, die Eintrittsquote ein Jahr nach Die multivariaten Analysen basieren auf zwei verschiedenen Datensätzen von Maturandinnen und Maturanden: Einer- seits handelt es sich dabei um eine für neun Deutschschweizer Kantone reprä- sentative Befragung aus dem Jahr 2006 und andererseits um eine Vollerhebung der Jahrgangs-Kohorten 2010, 2011 und 2012 an der Kantonsschule Schaffhausen. 132  Studienanfänger(innen) im Bereich MINT nach ihrem Schwerpunktfach im Gymnasium, 2012 Daten: BFS (SHIS); Berechnungen: SKBF Künste Wirtschaft und Recht Sprachen MINT 59 18 11 12  MINT  Sprachen   Wirtschaft und Recht  Künste Ein MINT-Studium wird absolviert, wenn an einer Universität oder an einer Fachhochschule ein MINT-Fach studiert wird. Dazu zählen Informatik, Technik (z.B. Maschineningenieurwe- sen), Bauwesen (z.B. Architektur), Naturwissen- schaften (z.B. Chemie, Biologie) und exakte Wissenschaften (z.B. Physik).

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