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SKBF-CSRE Bildungsbericht 2014 DE

skbf | csre  Schweizerische Koordinationsstelle für Bildungsforschung 294 Der Nutzen von Bildung  Kumulative Effekte die Bildung vermittelte stärkere Bewusstsein für Umweltfragen führt nicht automatisch auch zu umweltverträglicherem Handeln. In der Schweiz zeigen die Daten aus dem Haushaltspanel ( Grafik 276 ), dass die Bedeutung von Umweltschutz praktisch unabhängig vom Bil- dungsstand von allen Befragten als wichtig eingeschätzt wird. Der grosse bildungsabhängige Unterschied zeigt sich eher in Bezug auf die Frage, wer etwas für den Umweltschutz tun sollte. Auch hier kann es wiederum indirekte Effekte von Bildung auf ökolo- gisches Bewusstsein und Verhalten geben, etwa über die Beziehung zwi- schen Bildung und Einkommen. Einkommen kann das Verhalten deshalb positiv beeinflussen (Franzen & Meyer, 2010), weil die Umweltqualität als (positives) Gut angesehen wird, welches sich Personen (oder Gesellschaf- ten) mit höherem Einkommen eher leisten können und wollen. Einkommen kann das Verhalten aber auch negativ beeinflussen, falls mehr Einkommen zu mehr Konsum an Gütern und Energie führt, welche die Umwelt wieder schädigen. Nichtkognitive Kompetenzen haben aller Wahrscheinlichkeit nach einen grösseren Einfluss auf das ökologische Verhalten als die kognitiven Fähig- keiten. Eine länder- und personenvergleichende Studie zeigt, dass soziale Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und Offenheit für Erfahrungen Eigen- schaften sind, die am stärksten mit einem positiven Umweltengagement korrelieren (so etwa Milfont & Sibley, 2012). Politische Partizipation Ebenfalls von grösster Bedeutung für ein friedliches Zusammenleben in ei- ner Gesellschaft und für eine funktionierende Demokratie ist der erwartete Einfluss von Bildung auf staatsbürgerliches Wissen und Verhalten. Wie beim Umweltwissen versucht man dieses Verhalten direkt über schulische Bil- dungsinhalte zu steuern. In einer international vergleichenden Studie zum politischen Wissen und Verstehen (Biedermann, Oser, Konstantinidou et al., 2010) schnitten Schweizer Schülerinnen und Schüler überdurchschnittlich gut ab; sie kamen in die Spitzengruppe der getesteten Länder. Ob dieses gute Ergebnis auf den schulischen Unterricht zurückzuführen ist, kann mittels dieser Studie nicht beantwortet werden. Allerdings zeigt auch sie, dass der Bildungsstand der Eltern und ihr politisches Interesse und ihre politische Partizipation die wichtigsten Determinanten des individuellen Schülerwis- sens darstellen. Zur offenen Frage, wie sehr sich das Wissen und die Einstel- lungen zur politischen Partizipation über den Schulunterricht beeinflussen lassen, gesellt sich die Frage, ob mehr Wissen auch tatsächlich mit höherer politischer Partizipation einhergeht. Zwar zeigen viele Studien eine positive Beziehung zwischen dem Bildungsniveau einer Person und ihrer tatsächli- chen politischen Aktivität (siehe etwa Mayer, 2011, und zudem Grafik 277 für Ergebnisse aus der Schweiz), aber es liegen auch hier zunehmend Studien vor, die den postulierten kausalen Effekt von Bildung auf die tatsächliche politische Partizipation in Frage stellen und alle kausalen Unterschiede auf Faktoren des Familienhintergrundes oder der Persönlichkeitseigenschaften zurückführen (Persson, 2012; Berinsky & Lenz, 2011; Kam & Palmer, 2011; Ace- moglu, Johnson, Robinson et al., 2005; Kam & Palmer, 2008). Bei den zwi- schen nichtkognitiven Fähigkeiten oder Persönlichkeitseigenschaften und politischen Einstellungen und Verhaltensweisen festgestellten Beziehun- 276  Stellenwert des Umweltschutzes und Einstellung zu Staatsausgaben im Bereich Umweltschutz, 2011 Daten: FORS (Schweizer Haushalt-Panel); Berechnungen: SKBF 0% 20% 40% 60% 80% 100% Staat sollte mehr für Umweltschutz ausgeben Umweltschutz ist wichtig höheres Bildungsniveau mittleres Bildungsniveau tiefes Bildungsniveau  «Umweltschutz ist wichtig.»   «Der Staat sollte mehr für den Umweltschutz ausgeben.» Bei einer Skala von 0 (gar nicht wichtig) bis 10 (sehr wichtig) haben Personen mit Tertiärab- schluss eine Wahrscheinlichkeit von 90%, dass sie die Wichtigkeit von Umweltschutz mit mehr als einer 5 bewerten, gegenüber 84% der Perso- nen mit obligatorischer Schule als höchstem Bildungsabschluss. 73% der Personen mit einem Tertiärabschluss sind der Meinung, dass der Staat mehr für Umweltschutz ausgeben sollte, während nur knapp die Hälfte der Personen mit einem obligatorischem Schulabschluss (54%) dieser Ansicht sind. 277  Politisches Interesse und Teilnahme an eidgenössischen Abstimmungen, 2011 Daten: FORS (Schweizer Haushalt-Panel); Berechnungen: SKBF 0% 20% 40% 60% 80% 100% Hohe Partizipazion an eidgenösische Abstimmungen Sehr stark an Politik interessiert höheres Bildungsniveau mittleres Bildungsniveau tiefes Bildungsniveau   sehr stark an Politik interessiert   häufige Teilnahme an eidgenössischen Abstimmungen Personen mit höherem Bildungsniveau inter­ essieren sich stärker für Politik als Personen mit mittlerem oder tieferem Bildungsniveau. Eine ähnliche Verteilung ergibt sich auch bei der Wahrscheinlichkeit, innerhalb eines Jahres an mehr als der Hälfte der eidgenössischen Abstimmungen teilzunehmen. Die Quoten sind um individuelle Merkmale wie Geschlecht, Alter, politische Orientierung, Wohnkanton und Zivilstatus bereinigt. Auch eine Studie zur politischen Partizipation Jugendlicher zwischen 18 und 25 zeigt, dass politisch Passive im Vergleich zu anderen Gruppen tendenziell ein eher tieferes Bildungsniveau aufweisen (Rothenbühler, Ehrler, Kissau, 2012).

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